Gedenken an Opfer des Speziallagers in Jamlitz
- Erschienen am - PresemitteilungKulturstaatssekretär Tobias Dünow hat heute gemeinsam mit Michaela Kossatz-Reinke, Vorsitzende der Initiativgruppe Internierungslager Jamlitz e.V., und Dieter Dombrowski, Bundesvorsitzender der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft, auf dem Waldfriedhof Jamlitz (Landkreis Dahme-Spreewald) die Gedenkveranstaltung zu Ehren der unschuldigen Häftlinge des sowjetischen Speziallagers Nr. 6 besucht:
„Gemeinsam gedenken wir heute der Opfer des sowjetischen Speziallagers Nr. 6. Wir erinnern an das unermessliche Leid der Häftlinge und gedenken derjenigen, die diese Tortur nicht überlebten. Jamlitz ist ein Ort mit einer erschütternden, zweifachen Geschichte von Verfolgung, die lange nicht thematisiert wurde. Inzwischen ist in Jamlitz jedoch gestalterisch gelungen, was die nicht immer einfache Geschichte dieses Ortes erfordert. Ich bin überzeugt: Dieser wichtige Erinnerungsort wird in Zukunft, auch mit Blick auf die bauliche Weiterentwicklung, noch sichtbarer und bekannter werden. Mit der Integration von Lieberose-Jamlitz in die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wurde die Grundlage für eine kontinuierliche Gedenk- und Bildungsarbeit geschaffen. Mein Dank gilt der Initiativgruppe Internierungslager Jamlitz e.V. und der Evangelischen Kirchengemeinde Lieberose Land, die jedes Jahr mit viel Engagement die Gedenkveranstaltung ausrichten!“
In dem südbrandenburgischen Dorf Jamlitz errichtete die SS im November 1943 das Außenlager Lieberose des KZ Sachsenhausen mit direkter Anbindung an das Vernichtungslager Auschwitz. Bei den Häftlingen, die unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen für den Bau des Truppenübungsplatzes ‘Kurmark‘ der Waffen-SS eingesetzt wurden, handelte es sich überwiegend um Juden aus den besetzten europäischen Ländern, vor allem aus Ungarn und Polen. Von 1943 bis 1945 mussten dort rund 10.000 KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisten. Vom 02. bis zum 04. Februar 1945, kurz vor der Auflösung des Lagers, ermordete die SS auf dem Lagegelände 1.342 überwiegend jüdische Häftlinge. Nach der Auflösung des KZ-Außenlagers wurde das Gelände als Straflager der SS, als Vertriebenenlager und ab September 1945 als sowjetisches Speziallager Nr. 6 von der Roten Armee genutzt. Zu den Häftlingen gehörten neben unbelasteten deutschen Zivilisten, sowjetischen und polnischen Staatsbürgern auch viele Funktionsträger der NSDAP und anderer NS-Organisationen. Insgesamt hatten bis zur Auflösung des Speziallagers im April 1947 etwa 10.300 Häftlinge Jamlitz durchlaufen, rund 3.400 starben an den unmenschlichen Bedingungen, an Hunger und Krankheiten. Bereits Ende September 1947 baute die Rote Armee die Baracken des Lagers ab. In den 1950er Jahren entstanden dort Eigenheime. Seit Juni 2023 gehört die Gedenkstätte Lieberose-Jamlitz zur Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.
Weitere Informationen: www.die-lager-jamlitz.de.de