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Es braucht Kultur

- Erschienen am 09.09.2022 - Pressemitteilung 295

„Wir leben in einer Zeit tiefgreifender Krisen. Corona hat zu Eingriffen in die individuelle Freiheit geführt, die zuvor für undenkbar gehalten worden wären. Der russische Überf­all auf die Ukraine hat das völkerrechtliche und moralische Fundament der euro­päischen Nachkriegsordnung angegriffen. Die daraus folgende Energiekrise wird den Wohlstand unseres Landes und das Geschäftsmodell unserer Volkswirtschaft in Frage stellen. Hinzu kommt die globale Klimakrise, deren apokalyptisch anmutende Vorboten auch bei uns in Brandenburg und Sachsen-Anhalt immer deutlicher zu spüren sind. All diese Krisen sind nicht nur abstrakt, sondern für jede und jeden individuell zu spüren. Auch deshalb ist die Gesellschaft zum Zerreißen gespannt.

In dieser Zeit der Unsicherheit und Bedrohung braucht es das gemeinsame Gespräch über das Verbindende, die Entwicklung von neuen Zukunftsentwürfen, die Ver­ständigung über das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Kurz: Es braucht Kultur.

Die Künstlerinnen und Künstler sowie die Kultureinrichtungen sind von den be­schriebenen Krisen aber besonders getroffen: Corona hat über Jahre den Kulturbetrieb faktisch zum Erliegen gebracht, die Folgen (sinkende Zuschauer- und Besucher­zahlen) werden lange nachwirken. Die explodierenden Energie- und Materialpreise treffen Theater und Konzertveranstalter, Museen und Galerien hart. Zugleich beginnen bereits auf kommunaler und Landes-Ebene massive Verteilungskämpfe um die knapper werdenden finanziellen Ressourcen.

Wir Akteure aus Kunst, Kultur und Kulturpolitik verbindet – bei allen unterschiedlichen Positionen im Detail – die Überzeugung: Gerade in diesen Zeiten kommt es auf die Kultur an. Unsere gemeinsamen Forderungen sind nicht Ausdruck eines absolut gesetzten Partikularinteresses. Sie sind von großer Sorge um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft getragen.

  • Der Bund muss analog zu den Corona-Hilfs-Paketen ein umfassendes Sonder­programm zur Abfederung der Folgen der explo­dierenden Energiepreise für die Kultureinrichtungen auflegen. Andernfalls drohen bundesweit irreparable Schäden in der kulturellen Infrastruktur.
  • Sollte es zu einer akuten Mangellage kommen, muss der Schutz des Kulturguts (Sammlungen der Museen, Bibliotheken und Archive) Priorität haben.
  • Auf der Grundlage der EU-Verordnung zur Gewährleistung der sicheren Gas­ver­sorgung müssen Kultureinrichtungen den Status als Erbringer von ‘grund­legenden sozialen Diensten‘ zugesprochen bekommen und als ‘geschützte Kunden‘ privilegiert werden. Gerade in der Krise braucht die Gesellschaft offene Kultureinrichtungen.
  • Bund, Länder und Kommunen müssen zwingend dafür Sorge tragen, dass Vor­gaben zur Bekämpfung der Corona-Pandemie (bspw. zur Belüftung von Veranstaltungsräumen) die Energiekosten nicht weiter in die Höhe treiben.

Wir erwarten und fordern von allen, die an exponierter Stelle Verantwortung tragen, alles zu tun, damit unsere Gesellschaft nicht zerreißt.“

Weitere Unterzeichner*innen sind explizit und herzlich eingeladen, sich an dem Aufruf des Landesverbandes Ost des Deutschen Bühnenvereins zu beteiligen. Unterzeichner*innen wenden sich bitte an den Landesverband unter ulrich.katzer@landesverband-ost.de.

Unterzeichner*innen aus dem Landesverband Ost des Deutschen Bühnenvereins:

Brigitte Faber-Schmidt, Vorsitzende des Landesverbandes Ost des Deutschen Bühnenvereins

Johannes Rieger, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Ost des Deutschen Bühnenvereins und Intendant der Nordharzer Städtebundtheater Quedlinburg – Halberstadt

Uwe Hoberg, Vorstandsmitglied des Landesverbandes Ost des Deutschen Bühnenvereins

André Nicke, Intendant der Uckermärkischen Bühnen Schwedt, Eigenbetrieb der Stadt Schwedt/Oder, und Vorstandsmitglied des Landesverbandes Ost des Deutschen Bühnenvereins

Stefan Neugebauer, Intendant des Theaters Naumburg und Vorstandsmitglied des Landesverbandes Ost des Deutschen Bühnenvereins

Stephan Märki, Intendant des Staatstheaters Cottbus und Mitglied des Vorstands der Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus-Frankfurt (Oder)

Iris Dönicke, Vorstandsvorsitzende der Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus-Frankfurt (Oder)

Bettina Jahnke, Intendantin des Hans Otto Theaters Potsdam

Daniel Ris, Intendant der neuen Bühne Senftenberg

Dr. Alexander Busche, Intendant der Brandenburger Theater GmbH

Roland Ott, Intendant des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt

Prof. Georg Quander, Künstlerischer Direktor der Musikkultur Rheinsberg gGmbH

Felix Görg, Leiter der Musikakademie der Musikkultur Rheinsberg gGmbH

Wolf E. Rahlfs, Intendant des Theaters der Altmark Stendal

Anita Bader, Geschäftsführerin der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Schönebeck

Uta van den Broek, Geschäftsführerin der Bühnen Halle (Saale)

Bettina Pesch, Verwaltungsdirektorin des Theaters Magdeburg

Clemens Birnbaum, Direktor der Händelfestspiele Halle (Saale)

Johannes Weigand, Generalintendant des Anhaltischen Theaters Dessau

Lutz Wengler, Verwaltungsdirektor des Anhaltischen Theaters Dessau

Ulrich Fischer, Intendant des Theaters Eisleben

Weitere Unterzeichner*innen aus Kunst, Kultur und Kulturpolitik:

Dr. Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg

Florian Vogel, Künstlerischer Leiter des Kleist Forums, Frankfurt (Oder), Messe und Veranstaltungs GmbH

Reinhard Drogla, Intendant des Piccolo Theaters Cottbus

Heike Bohmann, Geschäftsführerin der Musikfestspiele Potsdam

Stefan Czuratis, Theaterleiter des Salzlandtheaters Staßfurt

Kathrin Bohm-Berg, Geschäftsführerin des Multikulturellen Centrums Templin

Caroline Stolz, Intendantin des Rheinischen Landestheaters Neuss

David Eberhard, Verwaltungsdirektor des Rheinischen Landestheaters Neuss

Christin Endt, Leiter des Kulturhauses der Stadt Weißenfels

Maja Peers