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37 Millionen Euro für Denkmale in Brandenburg

- Erschienen am 09.01.2020 - Pressemitteilung 5
Denkmalplakette ©Ralf Hirschberger/dpa

Kulturministerin Manja Schüle und Infrastrukturstaatssekretär Rainer Genilke haben heute in Potsdam gemeinsam mit dem Landeskonservator Thomas Drachenberg, dem Vorsitzenden des Vereins ‘Freunde der Feldsteinkirche Stegelitz‘, Andreas Winter, dem Bürgermeister der Stadt Seelow, Jörg Schröder, sowie dem Geschäftsführer der Seelower Wohnungsbaugesellschaft, Hans Peter Thierfeld, eine Bilanz zur Denkmal-Förderung 2019 im Land Brandenburg präsentiert. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 37 Millionen Euro aus Mitteln des Kulturministeriums und des Infrastrukturministeriums in die Sicherung, Sanierung und Restaurierung von Denkmalen investiert.

Kulturministerin Manja Schüle:

„Brandenburg ist überaus reich an Denkmalen: Es sind aber nicht nur die prächtigen Parkanlagen und die herrschaftlichen Schlösser aus der Blütezeit Preußens, die unsere Denkmallandschaft ausmachen. Wichtige Zeugnisse unserer kulturellen Vielfalt, Traditionen und Geschichte sind auch alte Industrieanlagen, aufgegebene Ölmühlen, frühere Brauereien, imposante Klöster, archäologische Stätten – und vor allem die vielen Kleinode in den Städten und Dörfern, wie die Dorfkirche in Stegelitz. Die meisten von ihnen wären ohne privates und vielfach ehrenamtliches Engagement nicht zu erhalten. Zahlreiche Vereine, Förderkreise und Privatpersonen setzen sich überall in unserem Land mit Leidenschaft, Beharrlichkeit, Kreativität und großem Erfolg für den Erhalt historischer Bausubstanz ein. Damit ist der Denkmalschutz eine der größten Bürgerbewegungen in Brandenburg. Um dieses herausragende Engagement zu würdigen, unterstützen wir diese Bemühungen mit jährlich 1,5 Millionen Euro zur Sicherung und Sanierung von Denkmalen im Rahmen der Denkmalhilfe. Das ist ein wichtiges Signal. Denn gerade der Denkmalschutz in der Fläche trägt zur Belebung von Orten bei, schafft Gemeinschaft und steht für regionale Identität.“

Baustaatssekretär Rainer Genilke:

„Mit 25 Millionen Euro Bundes- und Landesmitteln aus dem Programm ‘Städtebaulicher Denkmalschutz‘ im Jahr 2019 konnten wir für Kontinuität im Vergleich zu den Vorjahren sorgen. Und die gute Nachricht: Auch mit der Neustrukturierung halten wir das hohe Niveau in der Städtebauförderung bei. Der städtebauliche Denkmalschutz wird weiterhin mit günstigen Konditionen in der neuen Programmsäule ‘Lebendige Zentren‘ erhalten bleiben. Das ist wichtig für die Städte und Gemeinden, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger. Denn beim Denkmalschutz geht es neben dem Erhalt von historischen Gebäuden, Straßen, Plätzen und Parkanlagen, auch darum, dass die Orte im Hier und Heute bestehen. Und dass sie weiterhin ihre Identität behalten. Dafür ist das ‘Alte Kaufhaus‘ in Seelow ein sehr gelungenes Beispiel. Mein Dank gilt allen, die dieses und andere Projekte zu einer Erfolgsgeschichte gemacht haben.“

Landeskonservator Thomas Drachenberg:

Denkmale sind nicht nur bauliches, sondern auch soziales Fundament unserer Gesellschaft. Die Baukultur ist wichtig für eine qualitätvolle Umwelt. Denkmale dienen mit ihren Zeitschichten aber auch dazu, dass wir uns alle am Original unsere Geschichten erzählen können. Diese Kommunikation ist ein wesentliches Element einer funktionierenden demokratischen Gesellschaft.“

Andreas Winter, Vorsitzender des Vereins ‘Freunde der Feldsteinkirche Stegelitz‘:

„Vor wenigen Jahren stand die Dorfkirche in Stegelitz buchstäblich vor dem Zusammenbruch. Ich freue mich, dass es uns 2017 gelungen ist, zahlreiche Stegelitzer Bürgerinnen und Bürger für die Gründung eines Vereins zur Rettung des ältesten Wahrzeichens des Dorfes zusammenzubekommen. Seither konnten wir unter anderem mit Hilfe der Denkmalhilfe des Landes Brandenburg, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg sowie der mittlerweile 130 Vereinsmitglieder die Notsicherung des Daches realisieren, demnächst beginnt die Komplettsanierung des Gebäudes. Die Rettung der Kirche trägt auch deutlich zur Belebung der Ortsgemeinschaft und zur Identitätsstiftung bei.“

Jörg Schröder, Bürgermeister der Stadt Seelow:

„Mit dem Kauf und der Entwicklung des ehemaligen Kaufhauses in Seelow gelang es der Stadt Seelow ein Zeichen zu setzen. Dieses erste Objekt steht für eine gesamte Quartiersentwicklung in der Innenstadt. Der intensive Prozess mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den weiteren Beteiligten macht Mut für eine weitere positive Entwicklung der Kreisstadt und Mittelzentrum Seelow.“

Hans Peter Thierfeld, Geschäftsführer der Seelower Wohnungsbaugesellschaft (SEWOBA):

„Die SEWOBA steht für die Entwicklung in der Kreisstadt Seelow. Mit dem Alten Kaufhaus Seelow ist es gelungen, ein historisches Gebäude durch eine veränderte Nutzung in die neue Zeit zu führen. Das gute Miteinander von Stadt und kommunaler Wohnungsbaugesellschaft war beispielhaft.“

Das Kulturministerium hat die Sanierung von Denkmalen im Jahr 2019 mit rund 12 Millionen Euro unterstützt. Rund 5,7 Millionen Euro flossen an Stiftungen für den Erhalt ihrer Bausubstanz:

  • Rund 2,15 Millionen gingen an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für den Erhalt ihrer historischen Bauten und Gartenanlagen.
  • Rund 1,06 Millionen Euro flossen an die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten für die Sanierung des historischen Baubestandes.
  • 1,12 Millionen Euro erhielt die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz.
  • Rund 1,4 Millionen Euro gingen an die Stiftung Stift Neuzelle für die weitere Instandsetzung der Klostergebäude und des Barockgartens.

Mit rund 3,7 Millionen Euro wurden Kirchen, Religionsgemeinschaften und Kommunen im vergangenen Jahr bei der Sanierung von sakralen Gebäuden und Jüdischen Friedhöfen gefördert:

  • Der Großteil der Mittel – rund 1,49 Millionen Euro – ging im Rahmen des Staatskirchenvertrages an die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Damit konnten 23 Kirchensanierungen gefördert werden. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland erhielt 138.000 Euro.
  • Rund 1,47 Millionen Euro gingen an den Brandenburger Dom. Darüber hinaus wurde die Sanierung der Orgel in der Kirche St. Katharinen in Brandenburg an der Havel mit 411.000 Euro gefördert.
  • Die Katholische Kirche erhielt 60.000 Euro für ein Einzelvorhaben im Erzbistum Berlin.
  • Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche erhielt 15.000 Euro für ein Bauvorhaben.
  • Drei Kommunen erhielten insgesamt 113.000 Euro für die Sanierung Jüdischer Friedhöfe.

2,5 Millionen Euro standen für Denkmalförderprogramme des Kulturministeriums bereit:

  • Mit rund 1 Million Euro wurde das Bundesprogramm zur Erhaltung national wertvoller Kulturdenkmale kofinanziert. Damit wurden Sanierungen an der Wunderblutkirche in Bad Wilsnack, an der Kirche St. Nikolai in Jüterbog, an der Borsighalle in Eberswalde, am Südwestkirchhof in Stahnsdorf und an der Klosterkirche in Kloster Zinna gefördert.
  • Zudem standen im Rahmen der Denkmalhilfe 1,5 Million Euro zur Sicherung von bedrohten Denkmalen zur Verfügung. Damit konnten 43 dringende Projekte gefördert werden – darunter auch die Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen an der Dorfkirche in Stegelitz. Weitere Beispiele zu geförderten Projekten im Rahmen der Denkmalhilfe finden sich in der Anlage. In diesem Jahr stehen erneut 1,5 Million Euro für die Denkmalhilfe bereit.

Die Dorfkirche in Stegelitz (Landkreis Uckermark) wurde im 13. Jahrhundert im Zuge der Christianisierung und im Gefolge der askanischen Markgrafen durch die Herren ‘von Stegelitz‘ erbaut, und war ab dem 16. Jahrhundert im Besitz der ‘von Arnims‘. Der Feldsteinbau hat eine Renaissance- und Barockausstattung, darunter unter anderem einen im Original erhaltenen Renaissance-Altar und das marmorne Grabdenkmal des Generalfeldmarschall Georg Abraham von Arnim aus dem Jahre 1734, geschaffen von Georg Glume, einem der bedeutendsten Berliner Barockbildhauer seiner Zeit. Die Notsicherung des Daches der Kirche wurde im vergangenen Jahr mit 120.000 Euro aus der Denkmalhilfe gefördert. Weitere Informationen: www.kirche-stegelitz.de

Das Infrastrukturministerium hat aus dem Bund-Länder-Programm ‘Städtebaulicher Denkmalschutz‘ im vergangenen Jahr insgesamt mehr als 25 Millionen Euro bewilligt. Damit wurden 29 Kommunen unterstützt. Im Rahmen dieses Programmes wurden seit 1991 für die Erhaltung und Sanierung historischer Stadtkerne und anderer bedeutender Ensembles etwa 828 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln zur Verfügung gestellt. Dank der verschiedenen Programme der Städtebau- und Wohnraumförderung konnten große Teile der historischen Gebäudesubstanz in den Städten gerettet und saniert werden. Dies ist auch dem Engagement von privaten Investoren, Wohnungswirtschaft, Landkreisen und Kommunen sowie vielen Engagierten vor Ort zu verdanken.

Das ‘Alte Kaufhaus‘ in Seelow (Landkreis Märkisch-Oderland) wurde 1959 im stark kriegszerstörten Seelow an der zentralen Kreuzung im Stadtzentrum als ‘Kaufhaus des Friedens‘ mit etwa 800 Quadratmeter Verkaufsfläche eröffnet. Markant ist es vor allem durch den Eckbau mit Rundbögen und der großen Fensterfront. Bis zum Jahr 2008 wurde es als Kaufhaus genutzt. Im Jahre 2014 konnte die Stadt das Gebäude und das Grundstück vom privaten Eigentümer erwerben und es kurz darauf an die Seelower Wohnungsbaugesellschaft übertragen. Im gleichen Jahr wurde es in die Denkmalliste aufgenommen und 2015 wurde die Stadt in das Bund-Länder-Programm der Städtebauförderung ‘Aktive Stadtzentren‘ aufgenommen. Ab 2016 begann der Umbau. In enger Abstimmung mit der Denkmalpflege wurde aus dem ehemaligen Kaufhaus ein Wohn- und Geschäftshaus. Dabei wurde beispielsweise das Dachgeschoss ausgebaut, der Seitentrakt verbreitert, zwei Aufzüge ergänzt, aber auch der Innenhof und die Außenanlagen umgestaltet. Anfang 2019 war der Umbau beendet. Das Gebäude beherbergt heute 12 moderne Mietwohnungen, der größte Teil davon mietpreisgebunden, sowie 7 Gewerbeeinheiten, unter anderem mit einer Sparkasse, einer Arztpraxis und der Geschäftsstelle der Volkssolidarität. Die Gesamtinvestition lag bei rund 5,3 Millionen Euro, von denen knapp 2,6 Millionen Euro aus der Städtebauförderung und der Wohnraumförderung kamen.

Die Fotos zur Sanierung der Stegelitzer Kirche und des Seelower Kaufhauses können für Veröffentlichungszwecke in der Presse und unter Angabe der Quelle heruntergeladen und genutzt werden:

Landesweit sind rund 13.900 Baudenkmale in der Denkmalliste des Landes verzeichnet. Von mehr als 40.000 archäologischen Fundplätzen sind etwa 11.000 als flächenmäßig abgegrenzte Bodendenkmale eingetragen. Die ältesten Bodendenkmale sind Feuersteinwerkzeuge aus der Zeit des Neandertalers vor rund 130.000 Jahren, gefunden im Braunkohletagebau bei Jänschwalde (Landkreis Spree-Neiße). Das jüngste Bodendenkmal ist ein Fluchttunnel unter den DDR-Grenzanlagen von 1961 in Glienicke-Nordbahn (Landkreis Oberhavel). Die ältesten Baudenkmale reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, so etwa die Klöster in Lehnin (Landkreis Potsdam-Mittelmark), Zinna (Landkreis Teltow-Fläming) und Doberlug-Kirchhain (Landkreis Elbe-Elster) oder der um 1200 entstandene Burgturm in Stolpe (Landkreis Uckermark). Eines der jüngsten Baudenkmale ist die Förderbrücke F60 in Lichterfeld (Landkreis Elbe-Elster) aus dem Jahr 1988.

Für Fragen des Denkmalschutzes sind im Land Brandenburg die 18 Unteren Denkmalschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte sowie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zuständig. Obere Denkmalfachbehörde des Landes ist das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum mit Sitz in Wünsdorf (Landkreis Teltow-Fläming).