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Grundsteinlegung für Synagoge Potsdam

- Erschienen am 08.11.2021 - Pressemitteilung 342
Synagoge Potsdam - Grundsteinlegung 08.11.2021

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, und Oberbürgermeister Mike Schubert haben heute – am Vorabend des 83. Jahrestages der Novemberpogrome von 1938 – den Grundstein für die Synagoge Potsdam gelegt. Die Landesregierung wird in Zusammenarbeit mit der ZWST auf dem Gelände in der Schloßstraße 1 in Potsdam bis zum Jahr 2024 ein Synagogen- und Gemeindezentrum errichten. Das Land finanziert den Bau mit rund 13,7 Millionen Euro.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke:

„Ich bin glücklich, dass wir heute den Grundstein für die Synagoge legen können. Allen Beteiligten, die hierzu konstruktiv und mit unermüdlichem Engagement beigetragen haben, mein großer Dank. In der Mitte der Stadt und in Sichtweite des Landtags wird die Synagoge ein klares Bekenntnis zum Judentum in Brandenburg sein. Und dieses Bekenntnis ist mehr als notwendig. Wir haben in den vergangenen Jahren zunehmend abscheuliche Angriffe und offenen Antisemitismus erlebt. Es ist die Verantwortung der Politik, der Gesellschaft und jedes Einzelnen von uns, diese Entwicklungen niemals zu übersehen, zu ignorieren oder zu akzeptieren. Möge das Bauwerk symbolisch und tatsächlich die Heimstatt der Jüdischen Gemeinschaft in Potsdam werden und Ausstrahlungswirkung in das ganze Land hinein entfalten. Ein symbolträchtigeres Jahr, um feierlich den Grundstein für das neue Jüdische Synagogenzentrum in Potsdams zu legen, kann es kaum geben. Schließlich blicken wir auf 350 Jahre jüdisches Leben in Brandenburg zurück. Die jüdische Gemeinde Brandenburg feiert ihr 30-jähriges Jubiläum. Gleichzeitig jährt sich am 9. November die Pogromnacht der mörderischen Nationalsozialisten zum 83. Mal. Dieses Nebeneinander von unfassbarem Leid und auch von großer Freude prägt die 1.700 Jahre des Judentums in Deutschland.“

Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle:

„Im Sommer haben wir mit der ZWST die Vereinbarung für den Bau eines Synagogen- und Gemeindezentrums unterzeichnet. Wir wissen: Papier ist geduldig. Aber heute, weniger als ein halbes Jahr später, legen wir den Grundstein für den ersten Neubau einer Synagoge in Potsdam seit der Shoah. Wir machen Nägel mit Köpfen. Ab heute können wir das Wachsen einer Synagoge verfolgen. Hier entsteht etwas Neues. Fast auf den Tag genau 83 Jahre nach der Zerstörung und Entweihung der Potsdamer Synagoge während der Novemberpogrome ist das ein starkes Signal: Jüdinnen und Juden bekommen eine würdige und sichere Heimstatt in der Landeshauptstadt. Ich bin sehr dankbar, dass der Zentralrat der Juden und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden als starke und erfahrene Partner den Bau und Betrieb des Zentrums begleiten und ermöglichen. Sie stellen sicher, dass die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer im Bauprozess berücksichtigt werden – etwa bei der sakralen Gestaltung des Innenraums. Und sie sorgen dafür, dass das Zentrum nach der Fertigstellung allen Jüdinnen und Juden offensteht. Insbesondere viele ältere Gemeindemitglieder sehnen sich nach langem Warten danach, die Fertigstellung ihres religiösen und kulturellen Zentrums erleben zu können, darin zu beten, gemeinsam Gottesdienste und Feste zu feiern. Die Errichtung der Synagoge ist ein Symbol dafür, dass jüdisches Leben in Potsdam wieder dort präsent und sichtbar sein wird, wo es hingehört: im Herzen der Stadt, in unserer Mitte. Ich freue mich darauf – und wünsche allen am Bau Beteiligten für ihr Werk: Masel tov!“

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland:

„Synagogen sind der Mittelpunkt von jüdischen Gemeinden. Ich freue mich sehr, dass Jüdinnen und Juden in Potsdam und Umgebung endlich eine Synagoge und damit ein sichtbares Zeichen ihrer Beheimatung in der brandenburgischen Landeshauptstadt erhalten. Mit der heutigen Grundsteinlegung für den Synagogenbau beginnt ein neues Kapitel. Damit ist ein wichtiger Schritt getan für ein neues Zuhause der jüdischen Gemeinschaft in Potsdam und für ein gutes Miteinander.“ 

Abraham Lehrer, Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland:

„Mit der heutigen Grundsteinlegung wird der lang ersehnte Wunsch der jüdischen Gemeinschaft in Potsdam nach einem Zentrum mit Synagoge endlich erfüllt. Das erfüllt mich mit großer Freude. Die ZWST als sozialer Dachverband der jüdischen Gemeinden in Deutschland will einen Ort für alle Juden und Jüdinnen in Potsdam und Brandenburg etablieren, in dem vielseitige soziale, kulturelle und religiöse Angebote geschaffen und unter einem Dach gebündelt werden können. Erklärtes Ziel ist die spätere geordnete Übergabe der Trägerschaft an den Landesverband der jüdischen Gemeinden im Land Brandenburg. Die ZWST wird der Jüdischen Gemeinschaft in Potsdam bei ihrem Ausscheiden ein funktionierendes Haus – ihr Haus – übergeben.“

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert:

„Mit dem Neubau der Synagoge wird das jüdische Leben die Zeit der Provisorien endlich hinter sich lassen. Denn ein eigener, nichtprovisorischer Raum verleiht Anerkennung und Aufmerksamkeit. Er verleiht eine Identität – und die Sichtbarkeit dieser Identität wirkt in die Stadt hinein. Die neue Synagoge möge ein Haus des Friedens, ein Haus der Religion, ein Haus des jüdischen Glaubens in unserer Stadt sein und somit für alle ein Licht gegen die Dunkelheit. Die Grundsteinlegung am Vortag des Gedenkens an die Opfer der Reichspogromnacht erinnert uns auch an den Auftrag, der sich aus dem 9. November für uns ergibt, dass wir uns den Angriffen auf unsere offene, freiheitliche und tolerante Gesellschaft entschlossen entgegenstellen. So gilt es auch zukünftig, wachsam zu bleiben und einzuschreiten, wenn Grenzen des Rechtstaats überschritten werden und Hass gesät wird.“

Mit der im Juni 2021 unterzeichneten Vereinbarung zwischen dem Land Brandenburg und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) wurde die Grundlage für den Bau des Synagogen- und Gemeindezentrums in Potsdam geschaffen. Die zentralen Punkte sind:

  • Das Land errichtet am Standort Schloßstraße 1 in Potsdam ein zur Nutzung als Synagogenzentrum geeignetes Gebäude.
  • Grundlage für den Bau ist der Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland.
  • Der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) übernimmt die Bauausführung als Landesbaumaßnahme.
  • Die ZWST übernimmt als jüdischer Kooperationspartner die Begleitung des Planungs- und Bauprozesses. In dieser Funktion legt sie Bedarfe dar, genehmigt das Raumprogramm, billigt die Innenraumgestaltung und begleitet die Arbeit des BLB.
  • Die ZWST bestellt einen Verantwortlichen, der dem BLB als Ansprechpartner während des Bauprozesses zur Seite steht.
  • Das Gebäude wird in eine vom Land zu diesem Zweck zu errichtende rechtlich unselbständige Stiftung eingebracht.
  • In den ersten drei Jahren nach Fertigstellung des Gebäudes wird die ZWST als Treuhänderin die Trägerschaft des Zentrums übernehmen.
  • Danach soll der Landesverband der jüdischen Gemeinden Land Brandenburg das Synagogen- und Gemeindezentrum als Träger übernehmen.
  • Der Träger entscheidet über die Aufnahme jüdischer Gemeinden in das Gebäude, die Vergabe der Räumlichkeiten, die Strukturierung des Angebotes und stellt sicher, dass alle Menschen jüdischen Glaubens die Synagoge nutzen können.
  • Das Land unterstützt die ZWST bei der Betreibung des fertigen Synagogenzentrums mit jährlich bis zu 650.000 Euro.

Weitere Zahlen, Daten und Fakten zum Bau finden sich in der Anlage. Die Bilder des Architektenentwurfs von Jost Haberland stehen unter dem Link https://we.tl/t-WnTa4NpEAh bereit und können unter Angabe der Quelle für Veröffentlichungszwecke in der Presse heruntergeladen und genutzt werden.

Die ZWST wurde 1917 als ‘Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden‘ gegründet, um als Dachverband die vielfältigen sozialen Einrichtungen und Wohlfahrtsorganisationen der jüdischen Gemeinschaft zu koordinieren. Sie wurde 1951 in Frankfurt am Main unter ihrem heutigen Namen wiedergegründet. Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem die Aus- und Fortbildung im sozialen Bereich sowie die Integration jüdischer Zuwanderer*innen. Die ZWST ist heute die Dachorganisation der Wohlfahrtspflege für rund 100 jüdische Gemeinden. Sie ist einer der sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege in Deutschland.