Kritische Auseinandersetzung mit Carinhall
- Erschienen amBesucherinnen und Besucher der Schorfheide erhalten ab sofort auch direkt am historischen Standort von Carinhall Hintergrundwissen über das frühere Anwesen des Reichsmarschalls und führenden Nationalsozialisten Hermann Göring. In Ergänzung zur ständigen Ausstellung „Jagd und Macht“ im Jagdschloss Groß Schönebeck finden sich auf dem so genannten Hirschplatz weitere Informationen zur Geschichte, Struktur und Funktion des Anwesens. Die Tafel wurde mit 18.500 Euro vom Kulturministerium gefördert.
Kulturministerin Martina Münch begrüßt die Aufstellung der Tafel durch die Gemeinde Schorfheide. „Damit wird eine Informationslücke vor Ort geschlossen. Hermann Göring war als einer der Hauptrepräsentanten des ‘Dritten Reichs‘ an allen maßgeblichen Entscheidungen der NS-Diktatur beteiligt – an den November-Pogromen 1938 ebenso wie an der Vorbereitung und Durchführung des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Er befürwortete nicht nur die rücksichtslose Ausplünderung der Sowjetunion während des Krieges auf Kosten der Bevölkerung – er gab auch den direkten Befehl zur Vernichtung der deutschen und europäischen Juden. Sein Anwesen in Carinhall, ausgeschmückt mit geraubten Kunstwerken aus ganz Europa, spielte in dieser Zeit eine Schlüsselrolle“, so Münch. „Die Informationstafel ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit den menschenverachtenden Auswirkungen des Nationalsozialismus. Gerade junge Menschen sollen für die Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit für die Notwendigkeit, rassistischen und antisemitischen Stimmungen entschlossen entgegenzutreten und sich engagiert für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Pluralismus und Freiheit einzusetzen.“
Hermann Göring nutzte den ehemaligen Waldhof ab 1934 zunächst als Jagddomizil. Später ließ er ihn zu einer luxuriös ausgestatteten Residenz ausbauen. Von hier aus verantwortete er als zweitmächtigster Mann des NS-Regimes den millionenfachen Völkermord und plante den Einsatz der Luftstreitkräfte. Das Areal wurde kurz nach Kriegsende gesprengt, eingeebnet und aufgeforstet. Hermann Göring wurde im Jahr 1946 bei den Nürnberger Prozessen unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt. Er entzog sich seiner Hinrichtung durch Selbstmord.
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