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Baruther Glasbläser gehören zum immateriellen Weltkulturerbe

- Erschienen am 06.12.2023 - Presemitteilung 534
Handwerkskunst wird Kulturerbe

Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle begrüßt die Aufnahme der Manuellen Glasfertigung in das internationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes:

„Glas ist mehr als ein maschinell produzierter Alltagsgegenstand. Marc Chagall, Gerhard Richter und Neo Rauch haben wundervolle Kunstwerke aus Glas geschaffen. Und der 1866 in Baruth geborene Reinhold Burger hat als Glastechniker die Thermoskanne und die Röntgenröhre entwickelt. Manuell hergestelltes Glas ist eine jahrtausendealte Handwerkskunst – und bis heute unverzichtbar für die Fertigung von Prototypen, technische Spezialanwendungen, Kunst und Design. Großartig, dass diese Handwerkskunst jetzt auch offiziell weltweites immaterielles Kulturerbe ist! Und schön, dass wir mit der Baruther Glashütte ein eindrucksvolles technisches Denkmal und lebendiges Beispiel für diese traditionelle Handwerkskunst in unserem Land haben. Brandenburg ist reich an kulturellen Ausdrucksformen, Bräuchen, Festen, Handwerkskünsten. Sie alle sind Ausdruck von Kreativität und stehen für die kulturelle Identität unseres Landes. Und, derzeit wichtiger denn je: Sie bringen Menschen zusammen und schaffen Gemeinschaft.“

Die manuelle Glasfertigung ist eine Jahrtausende alte Kulturtechnik, die in mehreren europäischen Ländern den Status des immateriellen Kulturerbes hat. Auf Initiative des Museums Baruther Glashütte (Landkreis Teltow-Fläming) wurde die ‘Manuelle Fertigung von mundgeblasenem Hohl- und Flachglas‘ bereits 2015 in das deutsche Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen. Das Kulturministerium fördert die Arbeit des Museumsvereins Glashütte e.V. mit jährlich 100.000 Euro. Die Nominierung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit erfolgte durch Deutschland, Finnland, Frankreich, Spanien, Tschechien und Ungarn. Das traditionelle Handwerk widmet sich der Formgebung und Gestaltung von heißem und kaltem Glas. Die ersten Glashütten in Deutschland, Frankreich und Spanien entstanden in vorchristlicher Zeit. Im frühen Mittelalter verlagerte sich die Herstellung in Regionen, die über große Holz- und Sandvorkommen verfügten, den damals wichtigsten Rohstoffen für die Glasfertigung. Glas wird bei Temperaturen von weit über 1.000 Grad Celsius geschmolzen und ist nur für kurze Zeit formbar. Mit einer Glasmacherpfeife blasen die Handwerkerinnen und Handwerker eine kleine Kugel heißen, zähflüssigen Glases auf und bringen sie durch Drehen, Schwenken und die Bearbeitung mit Werkzeugen in die gewünschte Form.

Der UNESCO-Ausschuss für das Immaterielle Kulturerbe entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kulturformen in die UNESCO-Listen. In diesem Jahr tagt er zwischen dem 04. und 09. Dezember in Botswana. Insgesamt wurden mehr als 50 Kulturformen für die drei internationalen Listen des Immateriellen Kulturerbes nominiert. Deutschland beteiligt sich gemeinsam mit anderen Ländern an drei Nominierungen: Das Hebammenwesen, die Traditionelle Bewässerung und die Manuelle Glasfertigung. Kriterien für die Anerkennung sind unter anderem eine aktive Umsetzung und identitätsstiftende Komponente für die Trägergemeinschaft der Kulturform und die Entwicklung von Erhaltungsmaßnahmen. Mit der Einschreibung verpflichten sich die Vertragsstaaten, das Immaterielle Kulturerbe auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu fördern.

Das immaterielle Kulturerbe repräsentiert lebendige Alltagskultur, die über Generationen weitergegeben wird. Dazu zählen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Bräuche und Feste, Naturheilkunde und Handwerkstechniken – überliefertes Wissen und Können, die im Lebensalltag verwurzelt sind und das Zusammenleben prägen. Die UNESCO fördert seit 2003 den Erhalt von Traditionen und Alltagskulturen. Weltweit sind bis heute 180 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes beigetreten, darunter auch Deutschland seit 2013. Im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes sind derzeit 144 Kulturformen verzeichnet, darunter sechs aus Brandenburg. Die weltweite Liste umfasst bislang 677 Kulturformen aus 140 Ländern, darunter sieben aus Deutschland.

Weitere Informationen: www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe