Einzigartige Einblicke in DDR-Alltags- und Architekturgeschichte
- Erschienen am - PresemitteilungWissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle hat heute gemeinsam mit IRS-Direktor Prof. Dr. Oliver Ibert das neue Online-Portal Stadt-Raum-Geschichte des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner (Landkreis Oder-Spree) gestartet:
„Stadtplanung und Architektur greifen tief in unser Alltagsleben ein. Sie beeinflussen, wie wir Stadt und Stadtgesellschaft erleben. Sie bieten die Bühne für das, was gesellschaftlich en vogue ist – oder möglicherweise verdrängt werden soll. Stadträume prägen unsere sozialen, politischen und kulturellen Zugehörigkeiten und Identitäten. Deshalb toben Streits um städtebauliche Entscheidungen auch oft so heftig, wie etwa beim Abriss der FH im Potsdamer Zentrum oder beim Wiederaufbau der Garnisonkirche. Keine Frage: Gerade das baukulturelle Erbe der DDR verdient eine ehrliche und faktenbasierte Auseinandersetzung. Das Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung ist nicht nur ein hoch kompetenter Akteur für die Zukunftsentwicklung von Städten und Regionen – es verwahrt auch einen einmaligen Schatz. Ich bin dem Institut dankbar, dass es seine Schatzkiste zur DDR-Alltags- und Architekturgeschichte für alle öffnet: Ab heute sind zehntausende Fotos und Pläne von ostdeutschen Kitas und Spielplätzen, Ferienlagern und Parks, Inneneinrichtungen von Läden und Cafés, Baustellen und Fußgängerzonen, Plattenbauten am Stadtrand und zerfallende Altstädte weltweit und digital zugänglich. Frische Quellen für frische Perspektiven – ich bin gespannt auf spannende neue Ergebnisse und Erkenntnisse.“
Prof. Dr. Oliver Ibert, Direktor des IRS:
„Die Geschichte der DDR und Nachwende-Deutschlands wirkt bis in die Gegenwart, gerade hier in Berlin-Brandenburg. Die historische Forschung am IRS beleuchtet diese jüngste Vergangenheit. Als Leibniz-Institut forschen wir dabei mit der Gesellschaft und für die Gesellschaft. Mit dem neuen Portal laden wir Fachleute und Interessierte ein, die Planungen, die ostdeutsche Städte bis heute prägen, in unserem Archiv zu erkunden und ihr Wissen mit uns zu teilen.“
Die wissenschaftlichen Sammlungen des IRS sind das größte deutsche Spezialarchiv zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR. Sie bauen auf dem Bestand des Instituts für Städtebau und Architektur der Bauakademie der DDR auf und sammeln vor allem Vor- und Nachlässe von DDR-Architektinnen und Planern. Die Sammlungen umfassen hunderttausende Fotos und großformatige Pläne und Zeichnungen, außerdem unveröffentlichte Druckwerke, Handakten und Architekturmodelle. Das Online-Portal Stadt-Raum-Geschichte stellt ab heute unter www.stadt-raum-geschichte.de 30.000 digitalisierte Objekte aus diesen Sammlungen online bereit. Es steht allen Interessierten zur Verfügung. Das Portal wurde von 2020 bis 2023 im Rahmen des Sondertatbestands ‘Ausbau der digitalen Infrastruktur der Historischen Forschungsstelle / Wissenschaftliche Sammlungen‘ erstellt. Es wird laufend erweitert.
Das 1992 gegründete Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) forscht zu den Wechselbeziehungen zwischen gesellschaftlicher und räumlicher Entwicklung von Städten und Regionen. Das Institut hat mehr als 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und arbeitet national und international mit Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zusammen. Es wird seit Juli 2019 von Prof. Dr. Oliver Ibert geleitet. Bund und Länder finanzieren das IRS in diesem Jahr mit rund 4,4 Millionen Euro. Weitere Informationen: www.leibniz-irs.de