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Madlena Norberg mit Mina-Witkojc-Preis geehrt

- Erschienen am 06.06.2024 - Presemitteilung 192
wird alle zwei Jahre vergeben

Der Landesbeauftragte für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, Wissenschafts- und Kulturstaatssekretär Tobias Dünow hat heute in der Lutherkirche Cottbus/Chóśebuz den Mina-Witkojc-Preis 2024 an Dr. Madlena Norberg verliehen:

„Es gibt wenig, das so gemeinschafts- und identitätsstiftend ist, wie Sprache. Dass die niedersorbische Sprache immer noch lebendig ist, verdanken wir Menschen wie Mina Witkojc, die im 20. Jahrhundert als niedersorbische Dichterin, Publizistin und Redakteurin gegen politische Widerstände, Arbeitsverbote und Verbannung selbstbewusst angeschrieben hat. Und das verdanken wir heute Menschen wie Madlena Norberg, die sich bereits als Jugendliche dem Sorbischen/Wendischen verschrieben hat – und seither glücklicherweise beruflich und privat nicht mehr davon losgekommen ist! Ein Blick in ihre Vita zeigt, dass sie sich bereits ihr ganzes Leben für die Bewahrung dieser fast vergessenen Sprache einsetzt: In vielen Gremien, in unterschiedlichen beruflichen Kontexten, in kreativen Projekten zur Sprachvermittlung, in Wort und Schrift, auf Podien und auf der Kanzel. Und das nicht nur in der Lausitz, sondern über Ländergrenzen hinweg. Was mich besonders freut: Madlena Norberg schafft es mit ihrem Engagement, andere zu inspirieren und die Leidenschaft für die niedersorbische Sprache weiterzugeben. Dafür gibt es heute völlig zu Recht den Mina-Witkojc-Preis – wutšobnje glukužycenja!

Die 1958 in Frankfurt (Oder) geborene Madlena Norberg setzte sich bereits als Schülerin an der Sorbischen Erweiterten Oberschule (heute Niedersorbisches Gymnasium) für sorbische Belange ein. An der Universität Potsdam organisierte sie später mehrere Jahre lang einen Erweiterungsstudiengang Sorbisch/Wendisch für Lehrkräfte. Später arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Witaj-Sprachzentrum. Dort baute sie die niedersorbische Sprachzertifizierung mit auf – damit können mittlerweile niedersorbische Sprachkenntnisse entsprechend des GER-Niveaus (Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen) zertifiziert werden. Zudem veranstaltete sie verschiedene Projekte zur Stärkung der Sprache, etwa mit einem Sorbischen Lesewettbewerb für Hortkinder und mit Treffen junger sorbischsprachiger Familien. Darüber hinaus veröffentlicht sie regelmäßig Beiträge in den sorbischen/wendischen Publikationen ‘Rozhhlad‘, ‘Ponhaj Bóh‘ und ‘Nowy Casnik‘ und ist Mitherausgeberin der Reihe ‘Potsdamer Beiträge zur Sorabistik‘. Madlena Norberg war und ist zudem in zahlreichen sorbischen/wendischen Gremien aktiv, die sich der Bewahrung und Stärkung der sorbischen Sprache und Kultur widmen. Madlena Norberg wohnt in Cottbus/Chóśebuz.

Mit dem seit 2018 alle zwei Jahre vergebenen und mit 2.500 Euro dotierten Mina-Witkojc-Preis werden Personen oder Institutionen ausgezeichnet, die bei der Anwendung, dem Gebrauch, der Vermittlung oder der Weiterentwicklung der sorbischen/wendischen Sprache – insbesondere des Niedersorbischen – Herausragendes leisten oder geleistet haben. Bisherige Preisträger sind das Team der Witaj-Kita ‘Mato Rizo‘ in Cottbus-Sielow/Chóśebuz-Žylow (2018), der Slawist und Autor Manfred Starosta (2020) sowie der Liedermacher und Kabarettist Bernd Pittkunings (2022).

Die Namensgeberin Mina Witkojc (geb. 1893 in Burg (Spreewald)/Bórkowy (Błota), gest. 1975 in Papitz/Popojce) zählt zu den bedeutendsten Dichterinnen in niedersorbischer Sprache. Ihre Gedichte drücken eine enge Verbundenheit zu ihrem Volk und ihrer Heimat aus. Mit ihren Werken und ihrer Person hat sie nachfolgende sorbische/wendische Schriftstellergenerationen geprägt. Sie arbeitete unter anderem als Publizistin und Redakteurin für die niedersorbische Zeitung ‘Serbski Casnik‘. 1964 erhielt sie den Ćišinski-Preis. In Burg/Bórkowy sind eine Grund- und Oberschule sowie die Bibliothek, in Cottbus/Chóśebuz eine Straße nach ihr benannt. Ihr Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof in Burg/Bórkowy.

Die Sorben/Wenden sind seit rund 1.500 Jahren in der Lausitz ansässig. Sie haben sich trotz Assimilierungsversuchen früherer Herrscher und Regierungen ihre eigene Sprache und ihre von zahlreichen Festen und vielfältigem Brauchtum geprägte Kultur bewahrt. Die niedersorbische Sprache gehört zur slawischen Sprachfamilie, ist in Deutschland anerkannte Minderheitensprache und in Brandenburg durch die Landesverfassung geschützt. Sie zählt zu den bedrohtesten Sprachen Europas. Das Land Brandenburg trägt mit einer Reihe von Maßnahmen dazu bei, Kultur und Sprache der nationalen Minderheit besser zu bewahren und weiterzuentwickeln. Der Bund sowie Brandenburg und Sachsen unterstützen die Stiftung für das sorbische Volk mit jährlich rund 24 Millionen Euro.