Kulturstaatssekretär Gorholt spricht Grußwort zum 50. Wendischen Gottesdienst in Cottbus
- Erschienen amKulturstaatssekretär Martin Gorholt hat heute in Cottbus als Beauftragter für Angelegenheiten der Sorben/Wenden des Landes Brandenburg anlässlich des 50. Wendischen Festgottesdienstes gesprochen und die wendischen Gottesdienste als religiöse und kulturelle Bereicherung gewürdigt. „Gottesdienste in der jeweiligen Muttersprache zeigen kulturelle Vielfalt und Gemeinschaft im Glauben. Die eigene Sprache im Gottesdienst zu hören und zu sprechen, erleichtert den Zugang zu Glauben und Religion“, so Gorholt. „Das war ein Anliegen der Reformatoren um Martin Luther vor fast 500 Jahren – und das war und ist auch ein Anliegen vieler Wenden. Sie schöpfen dabei aus einer jahrhundertelangen Tradition. Bereits 1548 übersetzte Mikławš Jakubica das Neue Testament in die wendische Sprache. Damit schuf er die Grundlage dafür, dass in den zurückliegenden drei Jahrzehnten mehr als 200 Gottesdienste in 32 Dörfern und Städten organisiert wurden.“
Der Festgottesdienst anlässlich des Jubiläums wird von der evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai Cottbus und der kirchlichen Arbeitsgruppe Wendischer Gottesdienst veranstaltet. Die liturgische Leitung des in wendischer und deutscher Sprache abgehaltenen Gottesdienstes mit wendischen Liedern der Passionszeit und dem Gesang des Niedersorbischen Kinderchores hat der Generalsuperintendent des Kirchensprengels Görlitz, Martin Herche. Der 50. wendische Gottesdienst in Cottbus soll ein Beitrag zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums im kommenden Jahr sein.
Nach jahrzehntelanger langer Unterbrechung in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts gab es im September 1987 in Dissen (Kreis Spree-Neiße) erstmals wieder einen wendischen Gottesdienst. Etwa alle zwei Monate finden an wechselnden Orten Gottesdienste in wendischer Sprache bzw. mit wendischen Sprachanteilen statt. Die Arbeitsgruppe Wendischer Gottesdienst und der Verein zur Förderung der wendischen Sprache in der Kirche haben seit 1987 mehr als 200 wendische Gottesdienste in 32 Dörfern und Städten organisiert.
Die Sorben/Wenden sind seit rund 1.500 Jahren in der Lausitz ansässig. Sie haben sich trotz Assimilierungsversuche früherer Herrscher und Regierungen ihre eigene Sprache und ihre von zahlreichen Festen und vielfältigem Brauchtum geprägte Kultur bewahrt. Die Länder Brandenburg und Sachsen und der Bund unterstützen die Bemühungen der Sorben/Wenden, ihre angestammte nationale Identität zu bewahren und weiterzuentwickeln.
Das Land Brandenburg hat 2014 das Sorben/Wendengesetz novelliert, um die Kultur und Sprache der nationalen Minderheit besser zu schützen. Wissenschafts- und Kulturstaatssekretär Martin Gorholt ist der erste Beauftragte der Landesregierung für die Angelegenheiten der Sorben/Wenden. Das Land Brandenburg unterstützt die Stiftung für das sorbische Volk jährlich mit rund 3,1 Millionen Euro.