Hauptmenü

Informationen zu 42.000 NS-Vermögensakten digital zugänglich

- Erschienen am 06.02.2023 - Presemitteilung 44

Brandenburgs Kultur- und Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle hat heute das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA) in Potsdam besucht und gemeinsam mit BLHA-Direktor Prof. Dr. Mario Glauert über den aktuellen Stand eines Projektes zur Provenienzforschung informiert. Bei dem Projekt werden rund 42.000 Akten der ‘Vermögensverwertungsstelle des Oberfinanzpräsidenten (OFP) Berlin-Brandenburg‘ digitalisiert und aufbereitet. Der Bund fördert das Projekt mit rund 3,3 Millionen Euro. Das Land Brandenburg hat das Projekt in den Jahren 2019 und 2020 über eine Anschubfinanzierung mit insgesamt 100.000 Euro gefördert.

Die Akten des Bestandes ‘Rep. 36A Oberfinanzpräsident (OFP) Berlin-Brandenburg (II)‘ dokumentieren die systematische Verwertung von als jüdisch oder rechtsfeindlich verfolgten Personen durch die nationalsozialistische ‘Vermögensverwertungsstelle‘. Die rund 2,7 Millionen Aktenseiten des Bestandes werden im Rahmen des Projekts begutachtet, gereinigt, restauriert und anschließend digitalisiert. Heute hat das BLHA mit der Veröffentlichung von knapp 42.000 beschreibenden Datensätzen zu diesen Akten in seiner Online-Recherche ein wichtiges Zwischenziel des Projekts erreicht. Die Ergebnisse des Projektes eröffnen die Möglichkeit, Hinweise zu Standorten geraubter Kunst- und Kulturgüter digital zu erschließen und so die Provenienzforschung entscheidend voranzubringen.

Ministerin Dr. Manja Schüle:

„Von der Urkunde des ersten brandenburgischen Markgrafen Albrecht des Bären von 1160 bis zu unserer Landesverfassung: Das BLHA ist das Gedächtnis unseres Landes – in Zukunft auch immer mehr digital. Hier ist das Landeshauptarchiv bereits hervorragend aufgestellt: Es hat eine der höchsten Quoten online recherchierbarer Unterlagen unter den Landesarchiven. Jetzt kommen weitere hinzu: Die ab heute digital zugänglichen Informationen zum OFP-Projekt machen die ungeheure staatliche Praxis des Unrechts und der Verfolgung von Jüdinnen und Juden, Angehörigen von Minderheiten und politischen Gegnern ab 1933 nun systematisch erforschbar. So können berührende Einzelschicksale von Deportierten und Ermordeten erschlossen und aus den historischen Unterlagen neue Erkenntnisse gewonnen werden. Ich bin froh, dass unser Land damit an prononcierter Stelle einen unschätzbaren Anteil an der Aufarbeitung der Verbrechen im Nationalsozialismus leistet. Dafür gilt BLHA-Direktor Prof. Mario Glauert und den Beschäftigten des Landeshauptarchivs mein Dank – und hier insbesondere der ‘Erfinderin‘ Dr. Irena Strelow, die das Projekt jahrelang privat vorbereitet und hartnäckig für dessen Realisierung geworben hat – mit Erfolg!“

Prof. Dr. Mario Glauert, Leiter des Brandenburgischen Landeshauptarchivs:

„Die Nationalsozialisten verfügten über eine erschreckend effiziente Verwaltung, die die Entrechtung, Ermordung und Ausplünderung unzähliger Menschen mit ermöglicht hat. Das Landeshauptarchiv verwahrt Hunderte laufende Meter Schriftgut, die dieses Verwaltungshandeln, die Mittäterschaft am Schreibtisch, bezeugen. Die rund 42.000 Akten, die wir in diesem Projekt restaurieren, digitalisieren und auswerten, sind ein zentraler Teil davon. Die Akten machen das Unrecht sichtbar, das nicht wieder gut zu machen ist. Sie geben uns heute aber auch Anhaltspunkte zu NS-Raubkunst und Nachweise zu Tausenden Verfolgungsschicksalen. Zu vielen Menschen und Familien sind darin die letzten erhaltenen Informationen zu finden. In den heute in unserer Datenbank veröffentlichten Namen und Adressdaten können Angehörige und Forschende recherchieren, ob sich Spuren zu den gesuchten Personen in den Akten finden lassen.“

Das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA) ist das zentrale staatliche Archiv des Landes Brandenburg. Als Gedächtnis des Landes ist es zuständig für das Archivgut der Brandenburger Behörden und Einrichtungen sowie ihrer Rechts- und Funktionsvorgänger – von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die jüngste Vergangenheit. Zu seinen Aufgaben gehört es, die in den Behörden nicht mehr benötigten Unterlagen zu bewerten, zu übernehmen, zu bewahren und für Öffentlichkeit und Forschung zugänglich zu machen. Seine Bestände umfassen mehr als 50.000 laufende Meter Archivgut. Das BLHA ist eine Landeseinrichtung und nachgeordnete Einrichtung des brandenburgischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Das Land stellt für die Arbeit des Landeshauptarchivs in diesem Jahr rund 10,3 Millionen Euro bereit.

Weitere Informationen: https://blha.brandenburg.de