Quadratisch, kompakt, geräumig: Bau vereint Besucherzentrum und Seminarhaus
- Erschienen am - PresemitteilungKulturstaatssekretär Tobias Dünow, Prof. Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, und Prof. Wolfgang Lorch, Architekt und Vorsitzender des Preisgerichts, haben heute in Potsdam die Preisträger eines architektonischen und landschaftsplanerischen Wettbewerbs für den Neubau eines Besucherzentrums und eines Seminarhauses in der Gedenkstätte Sachsenhausen vorgestellt. Das elfköpfige Preisgericht unter Vorsitz von Wolfgang Lorch hatte zuvor einstimmig den Entwurf von LANKES KOENGETER Architekten GmbH und LA.BAR Landschaftsarchitekten bdla (beide aus Berlin) als Sieger gekürt.
Kulturstaatssekretär und Sachpreisrichter der Jury Tobias Dünow:
„Wir wissen: Was nicht sichtbar ist, ist für viele nicht wahr. Es gibt gar keinen Zweifel daran, dass Gedenkstätten wie Sachsenhausen die wirkungsstärksten Orte sind, um zu sehen und zu verstehen. Es ist unsere Aufgabe, diese Orte zu bewahren, und das heißt ganz konkret: Die Gebäude müssen erhalten werden. Und sie müssen ausgestattet sein für Hunderttausende, die jedes Jahr kommen. Dafür braucht es das neue Besucherinformationszentrum, dafür braucht es auch endlich ein zeitgemäß ausgestattetes Seminargebäude. Ich bin dankbar, dass sich neben den Architekten auch so viele Experten für Gedenkstätten, Geschichtsvermittlung und Denkmalschutz in den Auswahlprozess eingebracht haben. Die Bauwerke der ausgezeichneten Architekten zeichnen sich durch hohe Funktionalität und zugleich durch Leichtigkeit und Transparenz aus – sehr angemessen für einen historisch so schweren Ort wie Sachsenhausen.“
Prof. Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und ebenfalls Sachpreisrichter der Jury:
„Ich freue mich sehr, dass wir mit diesem sehr guten Wettbewerbsergebnis einen großen Schritt Richtung einer deutlich verbesserten Besucherbetreuung gehen können. Durch die Steigerung der Besuchszahlen gegenüber den Prognosen von vor 25 Jahren ist dieser Schritt dringend notwendig geworden. Ich danke allen Beteiligten für die intensiven und fruchtbaren Diskussionen, die diesem Ergebnis vorausgegangen sind. Wir hoffen, dass Bund und Land uns mit Sondermitteln eine zügige Realisierung dieses wichtigen Bauvorhabens ermöglichen, das sich sonst auf der Grundlage unserer jährlichen Investitionsmittel über Jahre hinziehen würde.“
Der Architekt, Professor für Entwerfen und Baugestaltung an der TU Darmstadt und Vorsitzender des Preisgerichts, Wolfgang Lorch:
„Der Sieger-Entwurf ist durch zwei Dinge charakterisiert: Zum einen verbindet er räumlich das Gelände zwischen der Lagerstraße und dem Eingangstor, zum anderen stellt er das ehemalige NS-Wirtschaftsgebäude frei und lässt es sichtbar. Das Besucherzentrum und das Seminarhaus werden künftig wichtige Lernorte, insbesondere nach dem Paradigmenwechsel durch den Verlust der Zeitzeugen.“
Der preisgekrönte Entwurf von LANKES KOENGETER Architekten und LA.BAR Landschaftsarchitekten vereint das Besucherzentrum und das Seminargebäude in einem kompakten, quadratischen Baukörper, dessen Fassaden mit Aluminiumlamellen versehen sind und der an der historischen Lagerstraße östlich des ehemaligen SS-Wirtschaftsgebäudes platziert wird. Der zweigeschossige Bau wird eine Nutzfläche von 1.850 Quadratmetern haben. Im Erdgeschoss befindet sich der Empfangsbereich mit Information, Wartezonen, Buchverkauf, einem Veranstaltungsraum und einer Cafeteria. Das Obergeschoss ist für Seminarräume und Büros vorgesehen. In einem zentralen Gebäudekern werden Lagerräume und WC-Anlagen untergebracht.
Mit dem 2. Preis wurde der Entwurf der Büros Gustav Düsing + FAKT + Bureau B+B Landscape aus Berlin und Amsterdam ausgezeichnet. Den 3. Preis erhielt der Entwurf der Büros Hascher Jehle Assoziierte GmbH aus Berlin und Gänßle + Hehr Landschaftsarchitekten Part GmbB aus Esslingen. Anerkennungspreise wurden an die Büros Staab Architekten GmbH und SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH (beide aus Berlin) sowie an die Büros AFF ARCHITEKTEN GmbH und POLA Landschaftsarchitekten GmbH (beide aus Berlin) vergeben. Bilder und weitere Informationen zu den drei Preisträger-Entwürfen sind bis zum 06. August unter https://we.tl/t-sN77ecsaLn <https://we.tl/t-sN77ecsaLn> abrufbar.
Zu dem nichtoffenen, interdisziplinären, einphasigen Realisierungswettbewerb waren sechs Büros eingeladen und weitere 14 Büros nach einem vorgeschalteten Bewerbungsverfahren per Losentscheid zur Teilnahme bestimmt worden. Teilgenommen haben Architekturbüros in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekturbüros aus Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und Spanien. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten beabsichtigt unter Würdigung der Entscheidung des Preisgerichts mit allen Preisträgern ein Verhandlungsverfahren nach den Regeln der Vergabeverordnung durchzuführen. Erst nach den Vergabeverhandlungen steht abschließend fest, welcher Entwurf realisiert wird. Für die Baukosten des Besucherzentrums und des Seminargebäudes wurden etwa 17 Millionen Euro veranschlagt, die vom Land Brandenburg und vom Bund übernommen werden. Die Umsetzung des Bauvorhabens erfolgt durch den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB). Alle Wettbewerbsbeiträge werden ab dem 13. August 2025 im Neuen Museum der Gedenkstäte Sachsenhausen im Rahmen einer Ausstellung öffentlich präsentiert.
Der Neubau von Besucherzentrum und Seminarhaus ist Bestandteil der 2022 verabschiedeten Zielplanung, die die inhaltliche und bauliche Weiterentwicklung der Gedenkstätte Sachsenhausen für die nächsten Jahre festschreibt. Das Bauprojekt ist ein wesentlicher Baustein einer Neuorganisation der Besucherlenkung, zu der auch der Neubau eines unmittelbar angrenzenden Parkplatzes für Reisebusse gehört, der 2026 fertiggestellt wird. Die Maßnahmen tragen der gestiegenen Besucherzahl, dem erweiterten pädagogischen Angebot sowie einer Verkehrsentlastung im anliegenden Wohngebiet Rechnung. Ergänzend werden durch die Stadt Oranienburg die An- und Abfahrtstraßen saniert, der derzeitige Parkplatz als Stellplatz ausschließlich für PKW und als Haltepunkt für Reisebusse und Busse des ÖPNV umgestaltet.
Die Gedenkstätte Sachsenhausen erinnert an die Geschichte des Konzentrationslagers Sachsenhausen (1936-1945) und des sowjetischen Speziallagers Nr. 7/Nr. 1 (1945-1950). Die Gedenkstätte verzeichnete im vergangenen Jahr rund eine halbe Million Besucherinnen und Besucher aus aller Welt und führte 2.260 Führungen und Studientage durch. Sie ist Teil der 1993 gegründeten Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Das Land Brandenburg fördert die Arbeit der Stiftung in diesem Jahr mit rund 3,9 Millionen Euro, weitere rund 3,5 Millionen Euro kommen vom Bund.
Weitere Informationen: www.sachsenhausen-sbg.de