Sorben/Wenden sind integraler Bestandteil und Bereicherung unserer Gesellschaft, Geschichte und Kultur
- Erschienen am - PresemitteilungWissenschafts- und Kulturstaatsekretär Tobias Dünow hat heute als Landesbeauftragter für Angelegenheiten der Sorben/Wenden mehrere sorbische/wendische Institutionen in der Lausitz besucht. Dabei würdigte er das Engagement der Einrichtungen und auch der Kommunen für den Erhalt und die weitere Entwicklung der wendischen Sprache, Kultur und Traditionen.
„Die sorbische/wendische Kultur ist ein außergewöhnlicher Reichtum in Brandenburg – das hat mir mein heutiger Besuch in Cottbus/Chóśebuz und Jänschwalde/Janšojce eindrücklich gezeigt. Das Engagement der wendischen Einrichtungen aber auch von Kommunen trägt maßgeblich dazu bei, Geschichte, Sprache, Kultur und Traditionen der in der Lausitz lebenden Wenden zu bewahren – dafür danke ich ihnen sehr“, so Dünow. „Die Sorben/Wenden sind integraler Bestandteil und eine Bereicherung unserer Gesellschaft, unserer Geschichte und unserer Kultur. In Brandenburg genießt der Schutz dieser Minderheit seit mehr als 25 Jahren Verfassungsrang. Ich werde mich nachdrücklich dafür einsetzen, den Schutz von nationalen Minderheiten und Volksgruppen künftig auch im Grundgesetz festzuschreiben. Das würde den Schutz und die Förderung der einheimischen Minderheiten bundesweit stärken und wäre vor dem Hintergrund der Situation vieler Minderheiten weltweit ein wichtiges Signal.“
Bereits Anfang Januar 2020 hatte Staatssekretär Tobias Dünow sorbische/wendische Einrichtungen und Verbände besucht, darunter die Stiftung für das sorbische Volk, das Sorbische Institut/Serbski institut und die Domowina, Bund Lausitzer Sorben. In den kommenden Wochen wird er weitere Einrichtungen besuchen. Heute war Staatssekretär Dünow in folgenden Einrichtungen unterwegs:
- Die Krabat-Grundschule in Jänschwalde/Janšojce (Landkreis Spree-Neiße/Sprjewja-Nysa) ist die einzige Schule, die sich zur ‘sorbischen/wendischen Schule‘ gemäß der Sorben(Wenden)-Schulverordnung erklärt hat. Dies bedeutet eine besondere Integration sorbischer Inhalte und Sprache in die schulische Arbeit. Es werden sowohl sorbischer Fremdsprachenunterricht als auch Fachunterricht in sorbischer Sprache angeboten.
- Im rbb-Regionalstudio Cottbus werden unter anderem das niedersorbische Hörfunkprogramm sowie das monatliche Fernsehmagazin ‘Łužyca‘ produziert. Außerdem produziert der rbb auch niedersorbischsprachige Musik und organisiert Konzerte. Im Rahmen eines Kooperationsvertrages mit dem Niedersorbischen Gymnasium produzieren Jugendliche die monatliche Jugendsendung ‘Bubak‘.
- Das WITAJ-Sprachenzentrum/Rěcny centrum WITAJ in Cottbus/Chóśebuz gehört zum sorbischen Dachverband Domowina – Bund Lausitzer Sorben. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem die Erstellung von Lehrmaterialien, die Herausgabe von Publikationen, die Durchführung von Projekten im Kita-, Schul- und Freizeitbereich und die konzeptionelle Begleitung der sorbisch/wendischsprachigen Bildungsangebote in Kitas und Schulen. Es hat seinen Hauptsitz in Bautzen/Budyšin und eine Niederlassung in Cottbus/Chóśebuz.
- Die 1992 gegründete Schule für niedersorbische Sprache und Kultur ist eine Einrichtung der Erwachsenenbildung und befindet sich in Trägerschaft der Stadt Cottbus/Chóśebuz. Sie wird überwiegend finanziert von der Stadt, der Stiftung für das sorbische Volk sowie den Landkreisen Spree-Neiße/Sprjewja-Nysa, Dahme-Spreewald und Oberspreewald-Lausitz. Die Sprachschule bietet ein umfassendes Programm an Vorträgen, Werkstätten, Bildungsreisen und Sprachkursen rund um sorbische Sprache, Geschichte, Kultur, Kunst und Handwerk an.
- Die 1992 gegründete Arbeitsstelle für sorbisch/wendische Bildungsentwicklung Cottbus ist eine selbständige Einheit am Staatlichen Schulamt Cottbus, deren Aufgabe die fachliche Begleitung des Unterrichtsfachs Sorbisch/Wendisch und des bilingualen Unterrichts Sorbisch/Wendisch in allen Schulstufen im Land ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestalten unter anderem die Rahmenlehrpläne für das Unterrichtsfach Sorbisch/Wendisch, entwickeln Unterrichtsmaterial, betreuen Unterrichtsangebote und machen Angebote zur Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte.
- Das 1994 gegründete Wendische Museum in Cottbus/Chóśebuz ist das zentrale Museum zu Kultur und Geschichte der Sorben/Wenden in der Niederlausitz. Träger der Einrichtung ist die Stadt Cottbus/Chóśebuz, finanziert wird sie über die Stiftung für das sorbische Volk. Das Haus ist derzeit wegen Sanierungsmaßnahmen geschlossen und soll Mitte des Jahres mit einer neuen Dauerausstellung wiedereröffnet werden. Seit 2006 gibt das Wendische Museum die Schriftenreihe ‘Sorbische Kostbarkeiten – Serbske drogotki‘ heraus.
- Die Redaktion der Wochenzeitung Nowy Casnik (deutsch: Neue Zeitung) erscheint im Domowina-Verlag in niedersorbischer Sprache mit deutschen Textanteilen und einer Auflage von knapp 1.000 Exemplaren. Sie ist neben der Kinderzeitschrift ‘Płomje‘ das einzige niedersorbische Printmedium. Der Nowy Casnik ist das Nachfolgeblatt der ersten niedersorbischen Zeitung ‘Bramborski Serbki Casnik‘, die 1848 erstmals erschien, zur Zeit des Nationalsozialismus verboten und im Jahr 1947 neu gegründet wurde.
Die Sorben/Wenden sind seit rund 1.500 Jahren in der Lausitz ansässig. Sie haben sich trotz Assimilierungsversuchen früherer Herrscher und Regierungen ihre eigene Sprache und ihre von zahlreichen Festen und vielfältigem Brauchtum geprägte Kultur bewahrt. Das Land Brandenburg hat in den vergangenen Jahren mit einer Reihe von Maßnahmen dazu beigetragen, Kultur und Sprache der nationalen Minderheit besser zu bewahren und weiterzuentwickeln: Im Jahr 2014 wurde das Sorben/Wenden-Gesetz umfassend novelliert, 2015 fanden erstmals Wahlen für den Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden beim Landtag statt, 2016 wurde der Landesplan zur Stärkung der niedersorbischen Sprache verabschiedet, 2017 wurde die Förderung der Stiftung für das sorbische Volk auf 3,1 Millionen Euro erhöht, 2018 wurde der erste ‘Mina Witkojc-Preis‘ für sorbisches/wendisches sprachliches Engagement vergeben und 2019 wurden die ersten Projekte für die Einbeziehung des Sorbischen in die Strukturentwicklung der Lausitz auf den Weg gebracht. In diesem Jahr haben die ersten hauptamtlichen und vom Land finanzierten Sorbenbeauftragten der Landkreise Dahme-Spreewald und Oberspreewald-Lausitz ihre Arbeit aufgenommen.