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Ein Neubau und ein Rückblick

- Erschienen am 04.11.2024 - Presemitteilung 367

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat ein Unterkunftsgebäude für die Gärtnerinnen und Gärtner im Park Sanssouci fertiggestellt und zieht hier eine erste Bilanz ihrer Open-Air-Ausstellung „Re:Generation“.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat ein neues Unterkunftsgebäude für die Gärtnerinnen und Gärtner der Parkreviere II / III im Potsdamer Park Sanssouci errichtet. Überdies werden die historischen Bestandsgebäude saniert. Parkreviere sind die Stützpunkte in den Anlagen der SPSG, in denen alle Pflegemaßnahmen organisiert werden. Hier befinden sich die Büro- und Sozialräume sowie Lager- und Stellflächen für den Maschinenpark. Der ca. 8.400 m² große Bereich der Parkreviere II / III befindet sich südlich der Maulbeerallee zwischen der Jubiläumsterrasse unterhalb des Orangerieschlosses und dem Sizilianischen Garten. Der fertiggestellte Neubau ist zugleich der geeignete Ort, um eine erste Bilanz der Open-Air-Ausstellung „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“ zu ziehen, die vom 27. April bis zum 31. Oktober 2024 im Park Sanssouci gezeigt wurde.

Ermöglicht wird das Bau- und Wiederherstellungsprojekt durch das Sonderinvestitionsprogramm 2 (SIP2, Masterplan) für die preußischen Schlösser und Gärten, das der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin bis 2030 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Potsdamer und Berliner Kulturlandschaft aufgelegt haben. Mit den etwas mehr als zweijährigen Bauarbeiten wurde nach der Untersuchungs- und Planungsphase im September 2022 begonnen.

Auf dem Areal der Parkreviere II / III stehen von 2025 an Aufenthalts- und Sozialbereiche für bis zu 55 Mitarbeitende sowie große Garagen- und Lagerflächen für Fahrzeuge und Material zur Verfügung.

Kulturministerin Dr. Manja Schüle:

„Die Sorgfalt, Sachkenntnis und Hingabe, mit der die Gärtnerinnen und Gärtner der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg arbeiten, beeindrucken mich immer wieder. Umso mehr freut es mich, dass sich ihre Arbeitsbedingungen im Park Sanssouci erheblich verbessern. Dort wurde mit den Mitteln des Sonderinvestitionsprogramms 2 des Bundes und der Länder Berlin und Brandenburg ein neues Funktionsgebäude der Parkreviere II / III errichtet, das die besonderen Anforderungen von Denkmal- und Naturschutz mit Nachhaltigkeit vereint. Das Gebäude besteht aus Holz, das Dach wurde begrünt, die Wärmeversorgung erfolgt über eine Holzhackschnitzelanlage. Das zeigt: Innovatives Bauen, vorbildliche Arbeitsbedingungen, sensibler Umgang mit unseren Ressourcen und Denkmalschutz sind keine Gegensätze!“

 

„Die Parkreviere sind Wirtschaftshöfe, wo täglich alle Pflegemaßnahmen in den Gärten organisiert werden, nun aber auch zunehmend für deren puren Erhalt in Zeiten des Klimawandels gesorgt wird“,

sagt SPSG-Generaldirektor Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr.

„Unsere diesjährige Open-Air-Ausstellung „Re:Generation“ hat ja eindrücklich gezeigt, dass die Bewahrung der Schönheit unserer Gärten eine der größten Herausforderungen ist, der wir uns stellen müssen. Das neue Parkrevier wird nun einer der Orte sein, an dem wir dies nachhaltig tun werden. Insofern ist das, was hier im Rahmen des zweiten Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten entstanden ist, nicht weniger wichtig als die großen Sanierungsmaßnahmen am Neuen Palais oder am Orangerieschloss. Denn in diesem Fall ging es zuallererst um zeitgemäße Arbeitsbedingungen für unsere Beschäftigten, sprich: um allen heutigen Standards entsprechenden Büro-, Pausen-, Umkleide-, Wasch- und Toilettenräume, um geschützte Stellflächen für die wertvolle Technik, um Lagerflächen für Materialien. Deshalb danke ich ausdrücklich den Ländern Brandenburg und Berlin sowie dem Bund, die diesen Neubau finanziell ermöglicht haben.“

Baugeschichte

Die Parkreviere II / III sind Teil der ehemaligen Hofgärtnerei Sanssouci. Diese entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts bis zu ihrer größten Ausdehnung um 1886 mit unterschiedlichen Bauwerken für den unterzubringenden Pflanzenbestand. Dazu gehörten Gewächshäuser, ebenerdig und mit abgesenktem Boden, um die Erdwärme zu nutzen, aber auch Schuppen für die Aufbewahrung der Geräte sowie Lagerflächen. Ab 1911/1912 wurden große Teile der Hofgärtnerei im Zuge des Baues der Jubiläumsterrassen nach Westen verlagert. Diese Flächen wurden 1945 durch die Sowjetarmee beschlagnahmt und danach der Brandenburgischen Hochschule (heute Universität Potsdam) zum Aufbau eines Botanischen Gartens übergeben. Die östlich verbliebenen baulichen Relikte werden heute als Wirtschaftshof der Parkreviere II / III genutzt.

Projektumfang und Planungsaufgabe

Durch die Sanierung der Bestandsgebäude und die Errichtung des Neubaus werden sowohl die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden und die Unterbringung und Wartung der Klein- und Großtechnik als auch die Lagermöglichkeiten für gärtnerische Hilfsstoffe verbessert.

Folgende Bereiche sind bearbeitet worden bzw. werden bearbeitet:

  • die Errichtung eines Neubaus zur Unterbringung der Büros, Pausen-, Umkleide-, Wasch- und Toilettenräume,
  • Ertüchtigung der Bestandsgebäude als Lager- und Schauerflächen,
  • die denkmalgerechte Instandsetzung der Gewächshäuser,
  • Errichtung eines Werkstattbereiches mit Garagen,
  • Anlegen von Lager- und Schauerflächen (im Außenbereich überdacht und frei).

Der Neubau ist in Anlehnung an den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“ (Bundesministerium des Inneren, Stand Januar 2019) errichtet worden. Er ist als Holzkonstruktion hergestellt, das Dach als Gründach konzipiert und die Fassade hat eine langlebige Außenhaut aus Holzschindeln erhalten. Die Beheizung der gesamten Anlage erfolgt durch eine Holzschnitzelheizung. So können die bei der Bewirtschaftung des Parks anfallenden Holzabfälle zur Energiegewinnung genutzt werden.

Darüber hinaus ist der Neubau barrierefrei zugänglich.

Den Beschäftigten der Parkreviere II / III und für die Technik stehen künftig ca. 1.500 m² Bruttogeschossfläche im Neubau, ca. 550 m² Bruttogeschossfläche in den Bestandsgebäuden und ca. 600 m² Freianlagen zur Verfügung.

Ausführungszeitraum

Mit den vorbereitenden Maßnahmen wurde im September 2022 begonnen. Die Bauleistungen am Neubau konnten fristgerecht abgeschlossen werden. Die denkmalgerechte Sanierung der Bestandsgebäude, insbesondere der historischen Gewächshäuser, wird voraussichtlich Ende des ersten Quartals 2025 abgeschlossen sein. Danach erfolgt der Einzug der künftigen Nutzerinnen und Nutzer der SPSG.

Baukosten

Die Gesamtbaukosten für das Projekt betragen ca. 11,15 Millionen Euro.

Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)

Mit dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent).

Open-Air-Ausstellung „Re:Generation“

In der Open-Air-Ausstellung „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe – und was wir tun können“, teilte die SPSG ihre Erkenntnisse zum Klimawandel in historischen Gärten mit den Besuchenden und kam mit ihnen ins Gespräch. An 30 Ausstellungsstationen wurden zahlreiche Ansätze, Strategien und Fortschritte vorgestellt. Eine Vielzahl von Anregungen, wie Besuchende selbst aktiv werden können, ergänzte die Ausstellung. Besonders wichtig war dabei die Bedeutung des gemeinsamen Engagements für den Schutz von Klima und Natur.

Das Feedback der Besuchenden war ganz überwiegend positiv. Gelobt wurden die verständlichen Texte, die Beispiele für den ökologischen Handabdruck und die anschauliche Darstellung der Inhalte. Auch das Coffeebike auf dem Forum am Chinesischen Haus wurde als Mehrwert genannt. Besonders Anwohnende hatten ein besonderes Interesse an den Ausstellungsthemen und waren an intensiver Kommunikation interessiert.

Das thematisch vielfältige Workshop-Angebot umfasste künstlerische Veranstaltungen wie „Parkwandel“, musikalische Beiträge wie „Klangwandel“, gartenpraktische Veranstaltungen zum Thema Tomaten und Performances der fabrik Potsdam und der Berliner Universität der Künste. Die Rückmeldungen nach den Veranstaltungen waren durchgehend positiv.

Projekt „This joy“ von Tino Sehgal

Mit „This joy“ zeigte die SPSG vom 9. September bis zum 6. Oktober 2024 eine 2020 konzipierte Arbeit des Künstlers Tino Sehgal in den Neuen Kammern im Potsdamer Park Sanssouci – und damit erstmals im Kontext eines historischen Schlossraums. Sehgal beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Fragen des Klimaschutzes und setzt sich für Nachhaltigkeit in der Kunstwelt ein. Diese Auseinandersetzung korrespondiert mit seinem künstlerischen Ansatz, der auf Werken basiert, die ohne Verwendung materieller Ressourcen hergestellt sind. In diesem Fall sind es Kompositionen Ludwig van Beethovens. Mit dieser Kooperation beschritt die SPSG neue Wege und eröffnete zeitgenössische Perspektiven auf eines ihrer historischen Schlösser, das das Publikum im Zusammenspiel mit der Präsentation von „This joy“ auf besondere Weise wahrnehmen und erleben konnten.

K3-Preis für Klimakommunikation

Die von der SPSG beauftragte Agentur „Ohne Furcht und Tadel“ hat mit der Ausstellung unter 100 eingereichten Projekten den K3-Preis für Klimakommunikation gewonnen. Der K3-Preis zeichnet Menschen, Initiativen, Projekte und Redaktionen aus dem deutschsprachigen Raum aus, denen es in besonderer Weise gelungen ist, „gute Klimakommunikation“ zu leisten. Diese soll einerseits wissenschaftlich fundiert sein, andererseits aber auch neue Wege gehen, um Menschen für Klimaschutz zu motivieren und zu aktivieren. Weitere Informationen unter https://k3-klimakongress.org/k3-preis-2024/.

Besuchs- und Veranstaltungszahlen:

An 11 Tagen wurden stichprobenartig Besuchszählungen (Wochenende / wochentags / vormittags / nachmittags) durchgeführt. An diesen Tagen wurden insgesamt 740 Besuche in einem Zeitfenster von zwei Stunden gezählt. Hochgerechnet auf die Dauer der Ausstellung kommen wir auf mehr als 45.000 Besuche (ohne Berücksichtigung der Abhängigkeit von den Witterungsverhältnissen). Hinzu kommen 3.371 Personen, die an Veranstaltungen teilnahmen (Stand 22.10.2024). Insgesamt fanden 113 Einzelveranstaltungen statt, darüber hinaus wurde das Projekt Tino Sehgal an 23 Tagen gezeigt und an 54 Tagen gab es Kurzworkshops im Forum am Chinesischen Haus. Besonders erfreulich waren die zahlreichen Anfragen nach Sonderführungen u. a. vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg (MLUK), vom NABU, vom Deutschen Historischen Museum und von anderen europäischen Schlösserverwaltungen.

Ihre Ansprechpersonen vor Ort sind:

  • Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor, SPSG
  • Dr. Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg
  • Ayhan Ayrilmaz, Direktor, Abteilung Architektur, SPSG
  • Robert Neye, Projektleitung, Abteilung Architektur, SPSG
  • Stefanie Bracht-Schubert, Projektkoordinatorin der Ausstellung „Re:Generation. Klimawandel im grünen Welterbe“, Abteilung Bildung und Marketing