Hauptmenü

Fünf neue Stolpersteine in Spremberg

- Erschienen am 04.10.2023 - Presemitteilung 400
Ministerin Schüle

Kulturministerin Manja Schüle hat heute in Spremberg gemeinsam mit Bürgermeisterin Christine Herntier und Pfarrerin Jette Förster an der Stolpersteinverlegung in Erinnerung an Nathan und Ellen Bernfeld, Klara und Salo Jacob sowie Walter Lehmann teilgenommen. Der Künstler Gunter Demnig hat die fünf Stolpersteine vor den Häusern der Pfortenstraße 13, der Langen Straße 39 und der Dresdner Straße 35 verlegt. Initiiert wurde die Verlegung der Stolpersteine von der AG Spurensuche der Evangelischen Kirchengemeinden in der Region Spremberg.

Kulturministerin Manja Schüle:

„Unser kollektives Gedächtnis wächst mit geteilten Erinnerungen. Das wird im Fall des Holocausts und der zahllosen NS-Verbrechen angesichts schwindender Zeitzeugen künftig schwerer werden. Einen Ausweg bietet Gunter Demnig: Seine Stolpersteine führen Menschen in ganz Europa zu Menschen aus ganz Europa, die verschleppt, gedemütigt und ermordet wurden. Die Stolpersteine von Nathan und Ellen Bernfeld, von Klara und Salo Jacob und von Walter Lehmann erinnern daran, wie wichtig einzelne Lebenswege sind, um Geschichte im Großen und Ganzen zu begreifen. Sie zeigen, dass die Stigmatisierung und die Entmenschlichung, die Verfolgung und das Morden mitten in der Gesellschaft geschehen sind, buchstäblich vor unserer Haustür. Und sie trotzen dem Verwischen der Spuren, stellen sich gegen das Vergessen und Verdrängen. Ich danke Gunter Demnig, der dieses beeindruckende Projekt ins Leben gerufen hat – und der Spremberger AG Spurensuche mit Pfarrerin Jette Förster, dass sie das Vergessene und Verdrängte wieder ans Licht holen und die verwischten Spuren sichtbar machen.“

Mit den Stolpersteinen wurde an fünf Sprembergerinnen und Spremberger erinnert:

  • Nathan und Ellen Bernfeld zogen 1932 nach ihrer Heirat nach Spremberg, wo Nathan Bernfeld Direktor einer Textilfabrik wurde. In der NS-Zeit verlor er als Jude seine Arbeit und seine Staatsangehörigkeit und war zahlreichen Repressalien ausgesetzt. Seine nichtjüdische Ehefrau Ellen lehnte eine Scheidung ab. Kurz vor Kriegsende wurde Nathan Bernfeld in ein Sammellager nach Berlin verschleppt. Er überlebte und baute nach dem Krieg in Spremberg die Textilwerke wieder auf. Er starb 1950, seine Frau 1955.
  • Klara und Salo Jacob wurden Ende des 19. Jahrhunderts geboren. Im Jahr 1906 verlobten sie sich und Salo Jacob stieg in das Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäft Louis Peiser in Spremberg ein, in dem Klara bereits arbeitete. Mitte der 1930er Jahre verließen sie Spremberg in Richtung Breslau, wo sie unter widrigen Umständen lebten. Im August 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie im März 1943 starben.
  • Walter Lehmann, geboren am 11. Januar 1903 in Spremberg, war Mitglied der KPD und des Roten Frontkämpferbundes, seit 1940 Mitglied des Bundes demokratischer Sozialisten. Mit Gleichgesinnten druckte er Flugblätter gegen das NS-Regime. Nach Verrat wurde er festgenommen. Er starb am 15. April 1944 an den Folgen von Folter im Gefängnis Berlin-Moabit.

Die AG Spurensuche wurde im Januar 2022 von der Spremberger Pfarrerin Jette Förster ins Leben gerufen. Sie erforscht das Leben jüdischer Menschen in Spremberg sowie von Menschen, die aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus kämpften. Unterstützt wird die AG vom Stadtarchiv Spremberg, vom Kreismuseum im Spremberger Schloss, vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv sowie von Zeitzeugen. Im vergangenen Jahr konnte der erste Stolperstein für Elfriede Rulla, einer jüdischen Mitbürgerin, verlegt werden. Sie nahm sich im April 1940 in einer Gefängniszelle in Spremberg das Leben. Weitere Informationen: www.geh-denken-spremberg.de

Das Projekt Stolpersteine hat der 1947 in Berlin geborene Künstler Gunter Demnig im Jahr 1992 gestartet. Mit im Boden verlegten kleinen Messingtafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer auf dem Gehweg eingelassen. Mittlerweile wurden bereits mehr als 100.000 Stolpersteine in Deutschland und 30 weiteren europäischen Ländern verlegt. In Brandenburg gibt es bereits mehr als 1.100 Stolpersteine. Weitere Informationen: www.stolpersteine.eu