Gedenken an die Opfer des Speziallagers -Kulturministerin Kunst hält eine Rede anlässlich des 70. Jahrestages der Errichtung des sowjetischen Speziallagers in Sachsenhausen
- Erschienen amWann: Sonntag, 06. September 2015, 11.00 Uhr
Wo: Gräberfelder am ehemaligen Kommandantenhof, Straße der Nationen 22, 16515 Oranienburg, Landkreis Oberhavel
Was: Kulturministerin Sabine Kunst hält eine Rede anlässlich der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestages der Errichtung des sowjetischen Speziallagers in Sachsenhausen. Im Anschluss an die Ansprachen findet eine Andacht und eine Kranzniederlegung am Gedenkstein am ehemaligen Durchgang zwischen Zone I und Zone II statt.
In der Gedenkstätte Sachsenhausen erinnern die Gedenkstätte und die Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945-50 e.V. mit mehreren Veranstaltungen am 05. und 06. September 2015 an die Errichtung des sowjetischen Speziallagers in Sachsenhausen vor 70 Jahren. Das Programm am Samstag, den 05. September, widmet sich mit einem Zeitzeugengespräch und einer Tanzperformance dem Thema „Kultur im Speziallager Sachsenhausen“. Am Sonntag, den 06. September, findet die Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof am ehemaligen Kommandantenhof statt, wo mehr als 7.000 Opfer des Speziallagers in Massengräbern ruhen. Zu den Veranstaltungen werden auch rund 20 ehemalige Häftlinge des Speziallagers sowie Angehörige und Hinterbliebene erwartet. Die Gedenkveranstaltungen werden vom Land Brandenburg mit rund 26.000 Euro gefördert.
Hintergrund:
Das sowjetische Geheimdienst NKWD errichtete ab Mai 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) zehn Speziallager, in denen deutsche Zivilisten im Rahmen der Entnazifizierung, zum Teil aber auch ohne Rechtsgrundlage, gefangen gehalten wurden. Das Speziallager Nr. 7 befand sich zunächst in Weesow bei Werneuchen (Landkreis Barnim), wurde jedoch im August 1945 auf das Gelände des früheren nationalsozialistischen Konzentrationslagers Sachsenhausen verlegt. Nach der Auflösung der kleineren Lager im Sommer 1948 wurde es in Speziallager Nr. 1 umbenannt.
Bis zu seiner Auflösung im März 1950 wurden dort mehr als 60.000 Personen inhaftiert, rund 12.000 von ihnen starben an den katastrophalen Haftbedingungen, an Krankheit, Hunger, psychischer und physischer Entkräftung. Bei den Inhaftierten handelte es sich um Funktionsträger der NSDAP, KZ-Personal, Angehörige von Polizei, Justiz und Verwaltung, ehemalige Wehrmachtsoffiziere, politisch Missliebige, Jugendliche sowie willkürlich Denunzierte. Geständnisse bei den Verhören erzwang der NKWD zumeist durch Folter. Eine Überprüfung individueller Schuld fand nicht statt. Das Speziallager war von der Außenwelt völlig isoliert. Angehörige wurden nicht über den Verbleib und das Schicksal der Häftlinge informiert.
Im Jahr 2001 eröffnete die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten das Museum „Sowjetisches Speziallager Sachsenhausen Nr. 7/ Nr. 1 (1945-1950)“. Der Jahrestag der Ankunft der ersten Inhaftierten in Sachsenhausen am 10. August 1945 wird von den ehemaligen Häftlingen und ihren Angehörigen seit Anfang der 1990er Jahre als Gedenktag für die Opfer des Speziallagers begangen.
Weitere Informationen: www.stiftung-bg.de