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Festliche Einwehung des Synagogenzentrums Potsdam

- Erschienen am 04.07.2024 - Presemitteilung 230
Synagogeneinweihung Potsdam

Heute wurde das Synagogenzentrum Potsdam für die jüdische Gemeinschaft in Potsdam und Brandenburg mit einer Festansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eingeweiht. Grußworte wurden von Ministerpräsident Dietmar Woidke, Zentralratspräsident Josef Schuster, dem Präsidenten der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), Abraham Lehrer, sowie dem Oberbürgermeister der Stadt Potsdam, Mike Schubert, gehalten. Der Architekt Jost Haberland stellte die Architektur des Synagogenbaus vor. Weitere Gäste waren S.E. Ron Prosor, Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Außenministerin Annalena Baerbock, Brandenburgs Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke, Kulturministerin Manja Schüle und Finanzministerin Katrin Lange. Der Vorsitzende der orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland, Rabbiner Avichai Apel, sprach den Segen zur rituellen Eröffnung der Synagoge.

Entworfen nach den Plänen des Architekten Jost Haberland, ist das Zentrum in der Potsdamer Schloßstraße ein architektonisch und technisch modernes Gebäude, das gleichzeitig einer jahrhundertelangen Tradition im Synagogenbau folgt.

In einer feierlichen Zeremonie mit musikalischer Begleitung wurde die Einweihung des neuen jüdischen Zentrums begangen, das die religiösen, sozialen und kulturellen Angebote im Land Brandenburg und der Stadt Potsdam unter einem Dach zusammenfassen wird. Dank der Finanzierung durch das Land Brandenburg mit 17,5 Millionen Euro und der Bauprojektsteuerung durch den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) wurde jüdisches Leben zurück in das Herz der Landeshauptstadt geholt. Mit der Eröffnung des Synagogenzentrums Potsdam haben nun alle Landeshauptstädte Deutschlands eine Synagoge.

Das Synagogenzentrum soll für drei Jahre treuhänderisch durch die ZWST betrieben werden und anschließend an den Landesverband der jüdischen Gemeinden Land Brandenburg übergehen. Die ZWST war in ostdeutschen Bundesländern maßgeblich seit der Zuwanderung jüdischer Kontingentgeflüchteter aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion in Infrastrukturaufbau, Integrationsarbeit, Bildung und die Schaffung von Zugängen und sozialen Empfangsräumen für neu gegründete jüdische Gemeinden involviert.

In den zurückliegenden zwei Jahren gelang es der ZWST, mit den sich beteiligenden jüdischen Gemeinden ein kooperatives Nutzungskonzept zu erarbeiten, das von der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam, der Synagogengemeinde Potsdam, der Gemeinde Adass Israel und der Gemeinde Kehilat Israel mitgetragen und umgesetzt wird. Das Synagogenzentrum Potsdam mit religiösen, sozialen und kulturellen Angeboten der vier Gemeinden soll eine Anlaufstelle für alle in Potsdam und Brandenburg lebenden Jüdinnen und Juden sein.

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident:

„75 Jahre alt wird unsere Republik in diesem Jahr. Viele Jahre hat es gedauert, bis in unserem Land wieder Synagogen gebaut wurden! Es berührt mich sehr und bewegt mich, heute bei diesem Festakt hier in Potsdam dabei sein zu können. Heute feiern wir hier die Einweihung des neuen Synagogenzentrums, dieses wunderbaren Gebäudes, das jetzt seine Pforten öffnet. Es ist ein Geschenk an uns alle. Möge dieses Haus im Herzen Potsdams für Jüdinnen und Juden ein Ort des Gebets und der Begegnung werden – und ein Haus für alle Völker.“ 

Abraham Lehrer, Präsident der ZWST:

„Der Wille nach einem gleichberechtigten und friedlichen Miteinander unserer Gesellschaft bleibt ungebrochen, er ist der Vertrauensvorschuss, den die Jüdische Gemeinschaft diesem Land und seinen Menschen gegeben hat. Es ist nun an uns allen sicherzustellen, dass dieses Zentrum ein nach innen und außen offenes Haus sein kann, auch wenn es weiterhin geschützt werden muss, und als Hoffnungsträger dient, für eine bessere Zukunft.“

Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden:

„Die jüdischen Gemeinden in Potsdam haben nun ein Herzstück. Die Synagoge wird das jüdische Gemeindeleben hör- und sichtbarer machen. Viele der Gemeindemitglieder sind geprägt von einer Geschichte der Flucht und Migration; einer Geschichte des Ankommens in Deutschland. Sie sind Mitglieder einer Gründungsgeneration jüdischen Lebens. Der Bau dieser Synagoge ist für sie.“

Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg:

„Heute ist ein Festtag für Brandenburg und unsere Landeshauptstadt. Nach langer Debatte aber vergleichsweise kurzer Bauzeit eröffnen wir das Synagogenzentrum in Potsdam. Jüdisches Leben gehört zu Brandenburg und jüdisches Leben braucht Räume und Sichtbarkeit. Die neue Synagoge bietet beides mit ihrer modernen Architektur mitten im alten Potsdam. Auch in Brandenburg haben antisemitische Vorfälle und Straftaten zugenommen. Der Kampf gegen Antisemitismus steht als Staatsziel in unserer Verfassung, das Kabinett hat kürzlich ein Handlungskonzept gegen Antisemitismus verabschiedet und der Landtag hat einen Antisemitismusbeauftragten berufen. Wir tun weiter alles, damit Jüdinnen und Juden sich in Brandenburg sicher fühlen können. Und wir tun weiter alles, um jüdisches Leben in unserem Land nach Kräften zu unterstützen. Dazu gehört die neue Synagoge in Potsdam. Ich danke allen, die diesen Bau ermöglicht und verwirklicht haben. Insbesondere danke ich dem Präsidenten der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland Abraham Lehrer und dem Architekten Jost Haberland für die Koordinierung der vielen unterschiedlichen Interessen, für die Suche nach Lösungen und die hervorragende Umsetzung. Ich hoffe, dass die neue Synagoge ein lebendiger Ort für Begegnungen wird. Ich wünsche allen Angehörigen der Jüdischen Gemeinschaft in Potsdam, dass sie in diesem Haus in vielfältiger Form Freude, Glück und Segen erleben.“

Manja Schüle, Kulturministerin des Landes Brandenburg:

„Heute ist ein Tag der Freude, der Dankbarkeit, der Demut: Freude, dass ein Projekt Gestalt angenommen hat, an das viele nicht mehr geglaubt hatten – aber das von so vielen Jüdinnen und Juden sehnsüchtig erwartet wurde. Dankbarkeit über die große Unterstützung, die das Projekt von vielen Akteuren erfahren hat: von den jüdischen Gemeinden und der ZWST – aber auch aus der Stadtgemeinschaft, aus der Politik, aus ganz Deutschland. Und Demut, weil dieses Projekt auch dafür steht, was den Jüdinnen und Juden in unserem Land angetan wurde. 86 Jahre nach den Novemberpogromen, 79 Jahre nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Terror-Herrschaft und mehr als 30 Jahre nach der Neugründung jüdischer Gemeinden in Potsdam haben die Jüdinnen und Juden in Potsdam endlich wieder eine sichere Heimstatt. Einen Ort der Religion, Kultur, Tradition. Einen Ort zum Beten, zum Trauern, zum Feiern. Einen Ort der Begegnung, des Gedenkens, der Verständigung. Die Synagoge Potsdam ist die gebaute Sichtbarmachung jüdischen Lebens – nicht in Hinterhöfen, Provisorien oder Baucontainern, sondern in der Mitte unserer Gesellschaft und im Herzen unserer Landeshauptstadt. Mazel tov! Wir haben den Bau sehr gerne begleitet und die benötigten 17,5 Millionen Euro bereitgestellt.“

Mike Schubert, Oberbürgermeister der Stadt Potsdam:

„Die Synagoge hat nun ihren dauerhaften Platz in unserer Stadt gefunden – dort wo sie hingehört: in die Mitte Potsdams. Die neue Synagoge spricht unserer Stadt das historische Vertrauen aus, dass hier Religion frei ausgeübt werden kann. Dieses Vertrauen erwidern wir Potsdamerinnen und Potsdamer, egal welchen Glaubens: Es gibt kein Ihr, nur ein wir, und ohne Jüdinnen und Juden, die ihrem Glauben offen und frei nachgehen können, ist Potsdam nicht Potsdam.“

Jost Haberland, Architekt:

„Wir wollten beides. Ein Haus, dass fest mit diesem Ort verankert und wie seine Bewohner ein selbstverständlicher Teil der Stadt sein soll. Aber auch ein Haus, das seine Besonderheit betont, architektonisch über den Brandenburger Horizont herausragt und Weltoffenheit signalisiert. Dieses Haus ist auch ein sicheres Haus, mit umfangreichen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet, die leider für jüdische Institutionen nötig sind. Dennoch ist es ein offenes Haus, das sich der Stadt öffnet und seine Besucher willkommen heißt."