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Gedenken an die Opfer der Shoa

- Erschienen am 02.02.2020 - Presemitteilung 28
Gedenken ©Pixabay

Kulturstaatssekretär Tobias Dünow hat heute an der Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag des Massakers im früheren KZ-Außenlager Jamlitz-Lieberose (Landkreis Dahme-Spreewald) teilgenommen. In seiner Rede gedachte er der Opfer des Massakers:

Auf deutschem Boden und von deutschem Boden aus sind zwischen 1933 und 1945 monströse Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen worden. Einer dieser Orte war das Außenlager Lieberose des KZ Sachsenhausen: An diesem Ort der Shoa mussten bis zu 10.000 Häftlinge, in der Mehrzahl Juden aus Polen und Ungarn, unter mörderischen Bedingungen Zwangsarbeit leisten, unzählige starben aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen oder wurden brutal ermordet. Wir gedenken in diesen Tagen der Menschen, die nach Jamlitz-Lieberose – aber auch an andere Schreckensorte wie Sachsenhausen und Auschwitz – verschleppt und ermordet wurden. Es ist wichtig, dass es in den vergangenen Jahren zunehmend gelungen ist, auch und gerade Menschen vor Ort in diese Erinnerung einzubeziehen“, so Dünow. „Diese Erinnerung ist heute wichtiger denn je: Auch heute werden wieder Juden auf unseren Straßen angegriffen, jüdische Friedhöfe geschändet, jüdische Einrichtungen attackiert und antisemitische Hetze verbreitet. Hier sind wir als Gesellschaft, hier ist aber auch jeder einzelne gefordert, Position zu beziehen. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass die Erinnerung nicht verblasst, dass Hetze, Hass, Ausgrenzung und Verfolgung keinen Raum bekommen und dass unsere Gesellschaft für Toleranz, Miteinander und die Würde aller Menschen steht.“

An der Gedenkveranstaltung nahmen auch Peter Fischer vom Zentralrat der Juden in Deutschland, der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, und der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, teil. Sie wurde von der Gedenkstätte und dem Museum Sachsenhausen, dem Justus Delbrück Haus/Akademie für Mitbestimmung, der Evangelischen Kirchengemeinde Lieberose und Land sowie dem Verein zur Förderung der antifaschistischen Mahn- und Gedenkstätte Lieberose ausgerichtet. Im Anschluss wurde die erweiterte Ausstellung am historischen Ort eröffnet. Die Veranstaltung in Jamlitz-Lieberose ist Teil zahlreicher Gedenkveranstaltungen rund um den 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Seit 1996 wird an diesem Tag bundesweit der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Im Jahr 2005 erklärten die Vereinten Nationen den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.

Das Außenlager Lieberose des KZ Sachsenhausen in Jamlitz wurde 1943 während des Aufbaus des SS-Truppenübungsplatzes ‘Kurmark‘ errichtet. Bis Februar 1945 mussten Häftlinge dort unter mörderischen Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Arbeitsunfähige wurden nach Auschwitz deportiert. Bei der Auflösung des Lagers erschoss die SS vom 02. bis 04. Februar 1945 insgesamt 1.342 kranke und marschunfähige Häftlinge in den Krankenbaracken. Rund 1.500 Häftlinge trieb die SS auf einen etwa 200 Kilometer langen Todesmarsch in das Hauptlager Sachsenhausen, in dessen Verlauf weitere Häftlinge umkamen oder erschossen wurden. Nach der Ankunft im Hauptlager selektierte die SS erneut hunderte Häftlinge und ermordete sie. Von den insgesamt rund 8.000 Häftlingen des Außenlagers haben nur rund 500 überlebt.

Ein Teil der im Februar 1945 ermordeten Opfer wurde in einer Kiesgrube verscharrt. Bei Bauarbeiten wurden dort Anfang der 1970er Jahre insgesamt 577 Skelette entdeckt. Sie wurden eingeäschert und im fünf Kilometer entfernten Lieberose beigesetzt. Im Jahr 1971 wurde an dieser Stelle ein antifaschistisches Mahnmal eingeweiht, 1982 wurde ein Museum eröffnet. Es wird vom ‘Verein zur Förderung der Antifaschistischen Mahn- und Gedenkstätte Lieberose‘ betreut. Seit 2003 wird am historischen Ort in der Dokumentations- und Gedenkstätte Jamlitz-Lieberose mit einer Freiluft-Ausstellung an das frühere Konzentrationslager sowie an das 1945 vom sowjetischen Geheimdienst NKWD eingerichtete Speziallager Nr. 6 Jamlitz erinnert. Im Jahr 2018 wurde ein Gedenkort am Tatort des Massakers, den Fundamenten der Krankenbaracken, eingeweiht. Die Dokumentations- und Gedenkstätte am authentischen Ort wurde in den vergangenen Jahren um einen Gedenkort zur Erinnerung an das Massaker sowie einen Verbindungssteg zur Freiluft-Ausstellung erweitert. Das Land stellte dafür rund 187.000 Euro bereit.

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Ident-Nr
28
Datum
02.02.2020
Rubrik
PM , Gedenken
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