Mina-Witkojc-Preis geht an Manfred Starosta
- Erschienen am - PresemitteilungDer diesjährige Mina-Witkojc-Preis des Landes Brandenburg geht an den Autor und Übersetzer Manfred Starosta. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis soll im Herbst im Rahmen einer Festveranstaltung überreicht werden. Der Landesbeauftragte für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, Wissenschafts- und Kulturstaatsekretär Tobias Dünow, gratuliert:
„Manfred Starosta hat sich sein gesamtes Leben lang für die niedersorbische Sprache eingesetzt – zunächst als Lehrer an Schulen, dann als Lektor und Lehramtsausbilder an der Universität Leipzig, später als Autor von niedersorbischen Lehr- und Wörterbüchern. Das von ihm maßgeblich entwickelte Online-Wörterbuch für niedersorbisch hat sich zu einem Erfolgsprojekt entwickelt: Dafür stehen hunderttausende Abfragen pro Jahr. Was mich besonders beeindruckt: Manfred Starosta hat das Niedersorbische nicht nur dokumentiert und übersetzt – er hat insbesondere die Schriftsprache weiterentwickelt und sie damit auch für zeitgenössische Literatur und Belletristik geöffnet. Er hat damit die weitere sprachliche Revitalisierung des Sorbischen/Wendischen in der Niederlausitz befördert und dazu beigetragen, Geschichte, Sprache, Kultur und Traditionen der in der Lausitz lebenden Sorben/Wenden zu bewahren und bekannt zu machen – dafür erhält er zu Recht den Mina-Witkojc-Preis des Landes Brandenburg. Herzlichen Glückwunsch – wutšobne glukužycenje!“, so Staatssekretär Dünow. „Mit dem Preis würdigen wir sorbisches/wendisches sprachliches Engagement im Land Brandenburg. Wir wollen damit der Sprache und der Kultur der Wenden eine größere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit verschaffen und deutlich machen, dass diese ein zentraler Teil der Lausitzer Identität und Heimat sind. Ich freue mich, dass wir mit Mina Witkojc – deren Geburtstag sich heute übrigens zum 127. Mal jährt – eine Namensgeberin gefunden haben, die perfekt zum Anspruch dieses Preises passt: Als niedersorbische Dichterin, Publizistin und Redakteurin förderte sie maßgeblich das kulturelle Selbstbewusstsein der Wenden in der Niederlausitz.“
Der 1941 in Jänschwalde/Janšojce (Landkreis Spree-Neiße) geborene Manfred Starosta war nach seinem Studium der Slawistik als Hochschullehrer und wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Er arbeitet auch als Lexikograf, Autor von Lehrbüchern und Übersetzer. Im Jahr 2001 erhielt er den Ćišinski-Preis, mit dem die Stiftung für das sorbische Volk Persönlichkeiten auszeichnet, die sich um die Kultur der Sorben/Wenden verdient gemacht haben. Manfred Starosta lebt in Leipzig.
Mit dem Mina-Witkojc-Preis werden alle zwei Jahre Personen, Personengruppen oder Institutionen ausgezeichnet, die bei der Anwendung, dem Gebrauch, der Vermittlung oder der Weiterentwicklung der sorbischen/wendischen Sprache – insbesondere des Niedersorbischen – Herausragendes leisten oder geleistet haben. Dabei sollen vor allem persönliches Engagement, nachhaltige Leistungen und innovative Ansätze berücksichtigt werden. Vorschlagsberechtigt sind Kommunen im angestammten Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden, Vereine und Verbände mit sorbischem/wendischem Bezug sowie die Mitglieder der Jury.
Die 1893 in Burg (Spreewald)/Bórkowy (Błota) geborene und 1975 in Papitz/Popojce bei Cottbus/Chóśebuz gestorbene Mina Witkojc zählt zu den bedeutendsten Dichterinnen in niedersorbischer Sprache. Ihre Gedichte bringen eine enge Verbundenheit zu ihrem sorbischen/wendischen Volk und ihrer Heimat im Spreewald zum Ausdruck. Mit ihren Werken und ihrer Person hat sie nachfolgende sorbische/wendische Schriftstellergenerationen geprägt. Sie arbeitete unter anderem als Publizistin und Redakteurin für die niedersorbische Zeitung ‘Serbski Casnik‘ und für den sorbischen Buchkalender ‘Pratyja‘. 1964 erhielt sie den Ćišinski-Preis. In Burg sind eine Grund- und Oberschule sowie die Bibliothek, in Cottbus eine Straße nach ihr benannt. Ihr Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof in Burg.
Die Sorben/Wenden sind seit rund 1.500 Jahren in der Lausitz ansässig. Sie haben sich trotz Assimilierungsversuchen früherer Herrscher und Regierungen ihre eigene Sprache und ihre von zahlreichen Festen und vielfältigem Brauchtum geprägte Kultur bewahrt. Das Land Brandenburg hat in den vergangenen Jahren mit einer Reihe von Maßnahmen dazu beigetragen, Kultur und Sprache der nationalen Minderheit besser zu bewahren und weiterzuentwickeln: Im Jahr 2014 wurde das Sorben/Wenden-Gesetz umfassend novelliert, 2015 fanden erstmals Wahlen für den Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden beim Landtag statt, 2016 wurde der Landesplan zur Stärkung der niedersorbischen Sprache verabschiedet, 2017 wurde die Förderung der Stiftung für das sorbische Volk auf 3,1 Millionen Euro erhöht und 2019 wurden die ersten Projekte für die Einbeziehung des Sorbischen in die Strukturentwicklung der Lausitz auf den Weg gebracht.