Schon mal in Berlinken und Freinsteen gewesen?
- Erschienen am - PresemitteilungIn mehreren Wittstocker Ortsteilen werden seit heute Ortstafeln angebracht, auf denen neben dem hochdeutschen auch der niederdeutsche Ortsname steht. Dazu gehören die Ortsteile Babitz-Boats, Berlinchen-Berlinken, Dossow-Doss, Freyenstein-Freinsteen, Gadow-Jorro, Rossow-Rosso und Schweinrich-Schwienrich sowie Groß Haßlow-Grot Hasslo mit seinen Gemeindeteilen Randow-Ranno und Klein Haßlow-Kleen Hasslo. Der Wittstocker Ortsteil Sewekow-Sävko war im Jahr 2020 das erste Dorf in Brandenburg mit einer hoch- und niederdeutschen Ortstafel. Künftig tragen insgesamt neun der 18 Wittstocker Ortsteile sowie zwei Gemeindeteile eine zweisprachige Ortstafel.
Kulturministerin Dr. Manja Schüle begrüßt, dass Gemeinden die Möglichkeit nutzen, die Sichtbarkeit des Niederdeutschen durch zweisprachige Ortstafeln zu erhöhen:
„Berlinken, Freinsteen und Kleen Hasslo – Brandenburg ist Platt-Land. Und nicht erst seit heute. ‘In Brannenborch räd’t man Platt und vertellt up Platt‘ – aufmerksame Fontane-Leserinnen und -Leser wissen das längst. Aber im heutigen Alltag ist das Niederdeutsche oft ein gut gehütetes Geheimnis. Umso wichtiger ist das Engagement der vielen Ehrenamtlichen, die sich mit Wissen und Herzblut seit Jahren und Jahrzehnten dafür einsetzen, die einzige Regionalsprache Deutschlands wieder sichtbarer zu machen. Plattdüütsch sichtboar moaken – die Wittstocker zeigen, wie das geht. Dafür einen großen Dank! Denn natürlich gehört das Niederdeutsche zum kulturellen Erbe und zur Zukunft Brandenburgs: Es stiftet Identität und bereichert unser Land.“
Das seit Jahrhunderten gesprochene Niederdeutsch, im Volksmund „Platt“ genannt, ist als einzige Regionalsprache Deutschlands geschützt. Das Niederdeutsch ist kein Dialekt des Hochdeutschen, sondern eine eigene germanische Sprache, die mit dem Englischen und Friesischen verwandt ist. Sie wird derzeit in acht Bundesländern gesprochen. Das traditionelle niederdeutsche Sprachgebiet in Brandenburg reicht vom Fläming über Havelland, Prignitz, Uckermark und Barnim bis zum Oderland. Aktive Sprecherinnen und Sprecher sind in verschiedenen Vereinen und Gruppen organisiert, die vom Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg als Dachverband vertreten werden. Das Land unterstützt die Bemühungen zum Erhalt der niederdeutschen Sprache mit vielfältigen Maßnahmen: Im Jahr 2018 hat die Landesregierung mit dem Verein eine Vereinbarung über die Grundlagen der Zusammenarbeit abgeschlossen, 2022 hat der Landtag den Schutz und die Pflege der niederdeutschen Sprache in die Verfassung des Landes Brandenburg aufgenommen und 2024 wurde das bundesweit erste Niederdeutsch-Gesetz im Landtag verabschiedet. Seit 2020 gilt zudem ein Erlass zur zweisprachigen Gestaltung von Ortstafeln mit hoch- und niederdeutschen Ortsnamen. Zweisprachige Ortstafeln gibt es inzwischen – außer in Wittstock – auch in Lunow-Luune (Landkreis Barnim), Fredersdorf-Fräesdörp (Landkreis Teltow-Fläming) und Bebersee-Beversee (Landkreis Uckermark).
Die Stadt Wittstock/Dosse (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) engagiert sich seit Längerem für den Erhalt des Plattdeutschen. Im Jahr 2014 wurde hier der Verein für Niederdeutsch in Brandenburg gegründet, seit März 2025 hat er auch seine Geschäftsstelle dort. Bereits im Jahr 2019 wurde die ‘Wittstocker Erklärung‘ zu Platt in der Pflege verabschiedet, entsprechende Projekte wurden vom Sozial- und vom Kulturministerium gefördert. Die Sewekowerin Heidi Schäfer, die das Land Brandenburg im Bundesrat für Niederdeutsch vertritt, leitet eine Kinnerschool für Niederdeutsch und wurde für ihr Engagement bereits mit der Ehrenmedaille des Landtages ausgezeichnet.
Weitere Informationen: www.platt-in-brandenburg.de