Hauptmenü

Mina-Witkojc-Preis 2024 geht an Madlena Norberg

- Erschienen am 17.05.2024 - Presemitteilung 121
Preisverleihung am 06. Juni in der Lutherkirche Cottbus/Chóśebuz

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Witaj-Sprachzentrum Dr. Madlena Norberg aus Cottbus/Chóśebuz erhält den mit 2.500 Euro dotierten Mina-Witkojc-Preis 2024. Mit der Auszeichnung des Landes Brandenburg für sorbisches/wendisches sprachliches Engagement wird ihr langjähriger und vielfältiger Einsatz für die wendische Sprache gewürdigt. Der Landesbeauftragte für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, Wissenschafts- und Kulturstaatssekretär Tobias Dünow, gratuliert:

„Wenn man ein Vorbild für den Erhalt der sorbischen/wendischen Sprache suchen würde – man würde automatisch bei Madlena Norberg landen. Ein Blick in ihre Vita zeigt, dass sie sich bereits ihr ganzes Leben beruflich, wissenschaftlich, privat und ehrenamtlich für die Bewahrung der sorbischen/wendischen Sprache einsetzt: In etlichen Gremien, in unterschiedlichen beruflichen Kontexten, in kreativen Projekten zur Sprachvermittlung, in Wort und Schrift, auf Podien und auf der Kanzel. Und das nicht nur in der Lausitz, sondern über Ländergrenzen hinweg“, so Staatssekretär Dünow. „Mit dem Preis würdigen wir sorbisches/wendisches sprachliches Engagement im Land Brandenburg und wollen deutlich machen, dass Sprache ein zentraler Teil der Lausitzer Identität und Heimat ist. Mit Mina Witkojc haben wir dafür die perfekte Namensgeberin gefunden: Als niedersorbische Dichterin, Publizistin und Redakteurin hat sie maßgeblich das kulturelle Selbstbewusstsein der Wenden in der Niederlausitz gefördert.“

Die 1958 in Frankfurt (Oder) geborene Madlena Norberg setzte sich bereits als Schülerin an der Sorbischen Erweiterten Oberschule (heute Niedersorbisches Gymnasium) für sorbische Belange ein. An der Universität Potsdam organisierte sie später mehrere Jahre lang einen Erweiterungsstudiengang Sorbisch/Wendisch für Lehrkräfte. Später arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Witaj-Sprachzentrum. Dort baute sie die niedersorbische Sprachzertifizierung mit auf – damit können mittlerweile niedersorbische Sprachkenntnisse entsprechend des GER-Niveaus (Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen) zertifiziert werden. Zudem veranstaltete sie verschiedene Projekte zur Stärkung der Sprache, etwa mit einem Sorbischen Lesewettbewerb für Hortkinder und mit Treffen junger sorbischsprachiger Familien. Darüber hinaus veröffentlicht sie regelmäßig Beiträge in den sorbischen/wendischen Publikationen ‘Rozhhlad‘, ‘Ponhaj Bóh‘ und ‘Nowy Casnik‘ und ist Mitherausgeberin der Reihe ‘Potsdamer Beiträge zur Sorabistik‘. Madlena Norberg war und ist zudem in zahlreichen sorbischen/wendischen Gremien aktiv, die sich der Bewahrung und Stärkung der sorbischen Sprache und Kultur widmen. Madlena Norberg wohnt in Cottbus/Chóśebuz.

Die Preisverleihung findet am 06. Juni 2024 in der Lutherkirche Cottbus/Chóśebuz statt. Mit dem seit 2018 alle zwei Jahre vergebenen Mina-Witkojc-Preis werden Personen oder Institutionen ausgezeichnet, die bei der Anwendung, dem Gebrauch, der Vermittlung oder der Weiterentwicklung der sorbischen/wendischen Sprache – insbesondere des Niedersorbischen – Herausragendes leisten oder geleistet haben. Bisherige Preisträger sind das Team der Witaj-Kita ‘Mato Rizo‘ in Cottbus-Sielow/Chóśebuz-Žylow (2018), der Slawist und Autor Manfred Starosta (2020) sowie der Liedermacher und Kabarettist Bernd Pittkunings (2022).

Die Namensgeberin Mina Witkojc (geb. 1893 in Burg (Spreewald)/Bórkowy (Błota), gest. 1975 in Papitz/Popojce) zählt zu den bedeutendsten Dichterinnen in niedersorbischer Sprache. Ihre Gedichte drücken eine enge Verbundenheit zu ihrem Volk und ihrer Heimat aus. Mit ihren Werken und ihrer Person hat sie nachfolgende sorbische/wendische Schriftstellergenerationen geprägt. Sie arbeitete unter anderem als Publizistin und Redakteurin für die niedersorbische Zeitung ‘Serbski Casnik‘. 1964 erhielt sie den Ćišinski-Preis. In Burg/Bórkowy sind eine Grund- und Oberschule sowie die Bibliothek, in Cottbus/Chóśebuz eine Straße nach ihr benannt. Ihr Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof in Burg/Bórkowy.

Die Sorben/Wenden sind seit rund 1.500 Jahren in der Lausitz ansässig. Sie haben sich trotz Assimilierungsversuchen früherer Herrscher und Regierungen ihre eigene Sprache und ihre von zahlreichen Festen und vielfältigem Brauchtum geprägte Kultur bewahrt. Die niedersorbische Sprache gehört zur slawischen Sprachfamilie, ist in Deutschland anerkannte Minderheitensprache und in Brandenburg durch die Landesverfassung geschützt. Sie zählt zu den bedrohtesten Sprachen Europas. Das Land Brandenburg trägt mit einer Reihe von Maßnahmen dazu bei, Kultur und Sprache der nationalen Minderheit besser zu bewahren und weiterzuentwickeln. Der Bund sowie Brandenburg und Sachsen unterstützen die Stiftung für das sorbische Volk mit jährlich rund 24 Millionen Euro.