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Fünf Autorinnen im Finale um den Fontane-Literaturpreis 2025

- Erschienen am 16.03.2025 - Presemitteilung 24
Die Jurymitglieder vor der Villa Quandt in Potsdam

Die Shortlist des diesjährigen Fontane-Literaturpreises der Fontanestadt Neuruppin und des Landes Brandenburg steht. Die Jury hat folgende Autorinnen mit ihren Werken ausgewählt:

  • Maren Kames: „Hasenprosa“ (Suhrkamp Verlag, 2024)
  • Lisa Kränzler: „Mariens Käfer“ (Verbrecher Verlag, 2024)
  • Katja Oskamp: „Die vorletzte Frau“ (park x ullstein, 2024)
  • Ronya Othmann: „Vierundsiebzig“ (Rowohlt Verlag, 2024)
  • Julia Schoch: „Wild nach einem wilden Traum“ (dtv, 2025)

Aus der Shortlist wird die diesjährige Preisträgerin bestimmt. Die feierliche Preisverleihung findet am 06. Juni 2025 in der Kulturkirche Neuruppin statt. Der mit 40.000 Euro dotierte Fontane-Literaturpreis wird in Würdigung Theodor Fontanes als 24-monatiges Stipendium an Autorinnen und Autoren verliehen, die mit einem Werk erstmalig herausragendes öffentliches Interesse gefunden haben. Der Preis soll ihnen ermöglichen, sich zwei Jahre lang nur dem Schreiben zu widmen und die Literatur zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen.

Brandenburgs Kulturministerin Dr. Manja Schüle:

„Fontanes Sprache verführt. Fontanes Wortkreationen berühren. Fontanes Bücher öffnen Welten. All das machen auch die Werke seiner literarischen Nachfolgerinnen. In den ausgewählten Romanen auf der Shortlist des diesjährigen Fontane-Literaturpreises werden die großen Themen unserer Zeit verhandelt: Familie und Beziehungen, Herkunft und Verlust, Sehnsucht nach dem Anderssein und Angst vor Transformation und ja, auch Völkermord. Die Texte sind sprachsprühendes Vergnügen, strotzen vor Wortwirbeln, bewegen sich wortakrobatisch an Kipppunkten entlang – und entreißen eigentlich Unsagbares dem Schweigen. Garantiert: Man sieht die Welt danach anders. Leider können wir am Ende nur einen Preis vergeben. Aber für alle Texte gilt uneingeschränkt: Unbedingte Leseempfehlung!“

Nico Ruhle, Bürgermeister der Fontanestadt Neuruppin:

„Nicht umsonst trägt der Fontane-Literaturpreis, wie unsere Stadt, den großen Autor im Namen. Das Ziel des Preises, sich als Autorin oder Autor ausschließlich dem Schreiben widmen zu können, war zeitlebens der Wunsch Theodor Fontanes. Daher ist es uns eine Ehre, alle zwei Jahre, einen der begehrtesten Literaturpreise Deutschlands in der Fontanestadt verleihen zu dürfen und so die Bedeutung der Literatur für unsere Gesellschaft hervorzuheben. Den Autorinnen der Shortlist möchte ich zu ihrer Nominierung gratulieren. Ich freue mich, einer von ihnen den Preis am 6. Juni in Neuruppin überreichen zu dürfen.“

Juryvorsitzender Prof. Dr. Iwan-Michelangelo D‘Aprile:

„Blickt man von heute auf die Liste der im 20. Jahrhundert mit einem Fontane-Literaturpreis ausgezeichneten Autorinnen und Autoren zurück – von Annette Kolb und Alfred Döblin bis zu Christa Wolf und Günter Grass –, kann man früheren Jurys nur zu ihrer beeindruckenden Weitsicht und einem sicheren Gespür für Bleibendes gratulieren. Dies ist uns bei der Entscheidung Verpflichtung. Mit der Preisvergabe wollen wir die großen Namen der deutschsprachigen Literatur von morgen schon heute auf ihrem Weg unterstützen und damit dazu beitragen, dass ihnen erspart bleibt, worunter Theodor Fontane lebenslang litt: erst im hohen Alter literarische Anerkennung zu erlangen und vom literarischen Schreiben leben zu können. In diesem Sinn hat die Jury für die diesjährige Shortlist fünf Autorinnen ausgewählt, die in je eigener origineller Weise literarische Genres erproben und aktualisieren, die durchaus auch schon für Theodor Fontanes Werk konstitutiv waren: von neuen Formen des autobiographischen Schreibens (bei Katja Oskamp und Julia Schoch) über die Reise- und Reportageliteratur (bei Ronya Othmann) bis hin zur Aktualisierung älterer Literaturformen wie dem balladesken Volksmärchen mit hochmodernem Anspruch (bei Maren Kames und Lisa Kränzler).“

Zur unabhängigen Jury des Fontane-Literaturpreises gehören:

  • Prof. Dr. Iwan-Michelangelo D‘Aprile (Juryvorsitzender, Vorsitzender der Theodor Fontane Gesellschaft e.V. und Professor am Institut für Germanistik der Universität Potsdam)
  • Matthias Nawrat, Schriftsteller und Fontane-Literaturpreisträger 2023
  • Hendrik Röder, Herausgeber und Geschäftsführer des Brandenburgischen Literaturbüros
  • Stephan Abarbanell, Autor und ehemaliger Kulturchef des rbb
  • Dr. Wiebke Porombka, Literaturredakteurin und -kritikerin, u.a. bei ZEIT, F.A.Z. und DLF

Der Fontane-Literaturpreis der Fontanestadt Neuruppin und des Landes Brandenburg hat mehrere Vorgänger. Er wurde erstmals von 1913 bis 1922 vergeben, unter anderen an Annette Kolb, Carl Sternheim und Alfred Döblin. Nach 1949 gab es zwei Fontane-Preise: Den Westberliner Preis erhielten unter anderen Peter Huchel, Günter Grass und Wolf Biermann. Den Preis des DDR-Bezirks Potsdam erhielten beispielsweise Walter Kaufmann, Christa Wolf und Helga Schütz. Im Jahr 1994 wurde der Fontane-Literaturpreis von Theodor Fontanes Geburtsstadt Neuruppin neu gestiftet. Preisträger waren unter anderen Günter de Bruyn und Friedrich Christian Delius. Seit 2010 wurde er im Zwei-Jahres-Rhythmus mit Unterstützung des Mäzens Dr. Hans E. Weber vergeben, etwa an Lutz Seiler, Moritz von Uslar und Christoph Ransmayr. Im Jahr 2019 wurde der Fontane-Literaturpreis erstmalig gemeinsam durch die Fontanestadt Neuruppin und das Land Brandenburg an die Autorin Dr. Peggy Mädler für ihren Roman „Wohin wir gehen“ verliehen, 2021 ging der Preis an die Schriftstellerin Judith Zander für ihren Roman „Johnny Ohneland“, 2023 an Matthias Nawrat für seinen Gedichtband „Gebete für meine Vorfahren“. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Weitere Informationen: www.fontanepreis.de

Weitere Informationen zu den ausgewählten Werken der Shortlist-Autorinnen:

  • Maren Kames („Hasenprosa“, Suhrkamp Verlag, 2024): »Wenn das alles gewesen ist, ziehe ich aus!«, ruft da eine und macht sich in ihren Meilenstiefeln, ihren Reisesocken davon. Auf der Rückbank: ein Hase. Es geht einmal quer durch die Zeit, die Zeitalter und hinaus, ins knalldunkle All. Im Strichflieger durch den Himmel und die Erinnerung: an zwei Großmütter, eine helle, eine dunkle, eine heile, eine wunde. Einen Großvater, seine furchigen Hände. Einen Bruder und seinen Baum. An rasende Träume und krumme Märchen ... Link: www.suhrkamp.de/buch/maren-kames-hasenprosa-t-9783518431689
  • Lisa Kränzler („Mariens Käfer“, Verbrecher Verlag, 2024): Ein Märchen über einen strahlend blauen Käfer, der sich nachts aus dem Paradies schleicht und allerlei Turbulenzen erlebt. Lisa Kränzlers Märchen über Mariens Käfer und wie dieser zu seinem roten Panzer mit schwarzen Flecken kommt, ist eine lustige und gefühlvolle Geschichte, die mit Fakten, Analysen und präziser Selbstbeobachtung der Autorin gespickt wird. Und so wird das Kunstmärchen schnell zur Wirklichkeit. Link: www.verbrecherverlag.de/shop/mariens-kaefer/
  • Katja Oskamp („Die vorletzte Frau“, park x ullstein, 2024): Sie lernt ihn kennen, als sie noch jung ist und er beinahe schon alt. Er, der berühmte Schriftsteller. Sie, die mit dem Schreiben gerade anfängt und Mutter einer kleinen Tochter ist. Sie wird seine Schülerin, seine Geliebte, seine Vertraute. Dann erhält er eine Diagnose, die alles ändert. Die Beziehung wird zum Ausnahmezustand und sie von der Geliebten zur Pflegerin. Sie will helfen, sie hilft, doch etwas schwindet, ihr Lebensmensch entfernt sich, die Zeit der Abschiede beginnt. Und noch etwas: ein neues Leben. Link: www.ullstein.de/werke/die-vorletzte-frau/hardcover/9783988160201
  • Ronya Othmann („Vierundsiebzig“, Rowohlt Verlag, 2024): Ronya Othmann gibt dem Unaussprechlichen eine Form, einem Genozid, dem vierundsiebzigsten, verübt 2014 in Shingal von Kämpfern des IS. Vierundsiebzig ist eine Reise zu den Ursprüngen, zu den Tatorten: in die Camps und an die Frontlinien, in die Wohnzimmer der Verwandten und von deutschen Gerichtssälen weiter in ein êzîdisches Dorf in der Türkei, in dem heute niemand mehr lebt.
    Link: www.rowohlt.de/buch/ronya-othmann-vierundsiebzig-9783498003616
  • Julia Schoch („Wild nach einem wilden Traum“, dtv, 2025): Die Erinnerung an eine Liebe kann intensiver sein als diese Liebe selbst. Eine Frau lernt fern von zu Hause einen Mann kennen und hat mit ihm eine Affäre. Diese Liebe bringt alles ins Wanken – nicht nur die Beziehung zu ihrem Ehemann, auch ihre Sicht auf die Dinge, ihre Arbeit. Was sie erlebt, lässt eine Entscheidung in ihr reifen, die mit Risiken verbunden ist. Jahre später steht sie erneut an einem Kipppunkt ihres Lebens und begegnet dem Mann wieder. Link: www.dtv.de/buch/wild-nach-einem-wilden-traum-28425