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Großes Schloss, große Baustelle

- Erschienen am 12.03.2025 - Presemitteilung 49
Geld für Dachsanierung und barrierefreie Neugestaltung des Eingangsbereiches

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) setzt die 2008 begonnene Sanierung des Neuen Palais im Potsdamer Park fort. Das 1763 bis 1769 für Preußenkönig Friedrich den Großen (1712-1786) errichtete repräsentative Gästeschloss zählt mit seiner vollständig erhaltenen originalen Substanz und kostbaren Ausstattung zu den bedeutendsten Schlossanlagen der Potsdam-Berliner Kulturlandschaft.

Im Rahmen der Sonderinvestitionsprogramme 1 und 2 (Masterplan, SIP 1 und SIP 2) wurde und wird das 300 Meter lange Bauwerk in mehreren Bauabschnitten innen und außen umfassend instandgesetzt. Abgeschlossen wurden u. a. schon die Baumaßnahmen am umlaufenden Sockelgeschoss samt Skulpturenschmuck, die Restaurierung des Fußbodens im Marmorsaal und der darunterliegenden Decke des Grottensaals, die Restaurierung des Unteren Fürstenquartiers, die Wiederinbetriebnahme des Schlosstheaters sowie die Sanierung des Dachs über dem südlichen Theaterflügel. In den kommenden Jahren werden nun zum einen die übrigen Dachbereiche des Hauses instandgesetzt und zum anderen der Empfangsbereich für Besuchende des Museumsschlosses und des Schlosstheaters barrierefrei neugestaltet.

Ermöglicht werden die aktuell laufenden Wiederherstellungsarbeiten durch das Sonderinvestitionsprogramm 2 für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan), das der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt) für die Jahre 2016 bis 2030 für die Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt haben.

Kulturministerin Dr. Manja Schüle:

„Ein repräsentativer Bau der Superlative: König Friedrich II. manifestierte mit dem Neuen Palais in Potsdam die neue Machtstellung Preußens und frönte seiner Leidenschaft für die schönen Künste. Zum Glück! Denn so können wir uns heute noch an den prunkvollen Festsälen und am Schlosstheater erfreuen. Da den Alten Fritz aber statische und konservatorische Probleme nicht kümmerten, ist der Kulturschatz zugleich ein Pflegefall. Dank des Sonderinvestitionsprogramms von Bund, Berlin und Brandenburg wird das Neue Palais seit einigen Jahren grundlegend saniert. Ich freue mich, dass heute mit der Dachsanierung und der barrierefreien Neugestaltung des Eingangsbereiches der nächste Bauabschnitt beginnt. Ich finde: Das ist bestens angelegtes Geld. Damit auch künftige Generationen das Neue Palais in all seiner Pracht erleben können!“

Kai Schlegel, Ständiger Vertreter des Generaldirektors der SPSG, fügt hinzu:

„Friedrich der Große nannte das Neue Palais eine Fanfaronade, eine Prahlerei, und ließ das Haus in nur sechs Jahren errichten. Heute wissen wir, dass der Alte Fritz den Mund zu voll genommen hat: Die Baumängel in seinem Schloss beschäftigen die SPSG seit vielen Jahren. Bereits 2019 konnte die Sanierung des durchfeuchteten Sockelgeschosses abgeschlossen und das Neue Palais endlich auf „trockene Füße“ gestellt werden. Nun geht es mit dem an vielen Stellen undichten Dach weiter. Darüber hinaus wird im Haus ein neuer Empfangsbereich für unsere Gäste eingerichtet und ein Fahrstuhl künftig auch mobilitätseingeschränkten Personen den Besuch des Obergeschosses ermöglichen. Wenn die Sanierung eines Schlosses so viel länger dauert als dessen Bau, dann braucht es neben einem langen Atem vor allem verlässliche Partner. Ich danke deshalb ausdrücklich den Ländern Brandenburg und Berlin, die gemeinsam mit dem Bund die Behebung der Schäden finanzieren.“

Unter Dach und Fach


Der zweite Bauabschnitt der Dachsanierung wird die Erneuerung der Dacheindeckung aus Kupferblech (ca. 6.940 Quadratmeter), die Instandsetzung der bauzeitlichen Dachkonstruktion sowie die Erneuerung der Dachkonstruktion auf den beiden Seitenflügeln (Hofdamen-/ Friedrichflügel), die Restaurierung des umlaufenden Hauptgesimses aus Naturstein samt Balustrade (ca. 950 Meter) inklusive Skulpturenschmuck (136 Skulpturen auf dem Hauptbau und 64 Puttengruppen auf den Seitenflügeln) und bauliche Maßnahmen zum Brandschutz und zur energetischen Verbesserung umfassen. Alle 136 Skulpturen, die ca. 3,50 Meter hoch und bis zu 4 Tonnen schwer sind, müssen abgebaut und in den eigens für die Skulpturen auf der Mopke errichteten Schauern restauriert werden. Außerdem sind für die umfangreichen Arbeiten am und im Dachgeschoss aufwendige Gerüstkonstruktionen erforderlich, die den Materialtransport und den Schutz des Gebäudes gewährleisten. Die Planung und die Baudurchführung in sechs Bauabschnitten werden – bei laufendem Museumsbetrieb– voraussichtlich bis 2029 dauern. Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf 30,8 Millionen Euro.

Während der Planungsphase wurde im Jahr 2021 ein Gerüst auf der Ehrenhofseite für eine Erkundungsachse aufgestellt. Durch den schrittweisen Rückbau von Skulptur, Balustrade und Gesims konnten wichtige Erkenntnisse zum Aufbau und zum konstruktiven Zusammenwirken der Bauglieder im Bereich des Hauptgesimses gewonnen werden. Festgestellt wurde eine für die Bauzeit vor mehr als 250 Jahren sehr solide Konstruktion des Gesimses mit Läufer- und Bindersteinen, die – geometrisch durchdacht – ein sogenanntes Steinschloss bilden. Die breiten Läufersteine klemmen somit die Bindersteine fest. Die vorn sichtbaren Stoßfugen verlaufen senkrecht, dahinter sind sie jedoch als schräg gestellte Fugen ausgeprägt, zusätzlich versehen mit einer Art Zapfen an einem Bauteil und einer entsprechend passenden Aussparung am anderen Bauteil. Zusätzlich sind diese Bauteile über die Stoßfugen mit einem weiteren Schloss aus Bleiverguss gesichert. Die Bauteile sind bauzeitlich der Reihe nach aneinandergeschoben und anschließend verankert worden. Das einfache Herausheben nach oben oder das Herausziehen eines einzelnen Teils nach vorne ist folglich nicht mehr möglich. Das Gesims erfüllt damit die Funktion eines quasi kraftschlüssigen „Ringankers“.

Allerdings sind die mit den Holzbalkenkonstruktionen der Decken im Dach- bzw. Mezzaningeschoss verbundenen konstruktiv relevanten Befestigungseisen im Natursteingebälk und im Architrav durch neuzeitliche Umbauarbeiten im Dachgeschoss in vielen Bereichen gestört. Darüber hinaus wurden im Ziegelmauerwerk deutliche Eingriffe und

Veränderungen im Zusammenhang mit zurückliegenden Erneuerungen oder Reparaturen der ursprünglichen Dach- und Deckenkonstruktionen sichtbar. Die teilweise starke Korrosion eiserner Befestigungsklammern und der sanierungsbedürftige Zustand der Balustraden sind deutliche Hinweise auf langjährige Wassereinwirkungen von außen und innen.

Der Baubeginn des ersten Bauabschnitts Theaterflügel / Südliches Corps de Logis erfolgte im Oktober 2024. Erste Skulpturen wurden bereits von der Balustrade genommen und auf den Vorplatz in provisorisch geschaffene Lagerstätten verbracht, wo sie auf die Restaurierung vor Ort in der wärmeren Jahreszeit warten. Nach Abnahme der Skulpturen können bauabschnittsweise die für die Dachsanierung notwendigen Wetterschutzdächer errichtet werden.

Barrierefrei ins Obergeschoss

Mit Mitteln des  Sonderinvestitionsprogramms 1 ist 2013 im Südtorgebäude ein Besuchszentrum eröffnet worden, das mit Informationsangeboten, Ticketverkauf, einem großen Museumsshop, einem gastronomischen Angebot, Schließfächern und Toiletten die Besuchenden im westlichen Parkteil von Sanssouci empfängt und Räume für Museumspädagogik bietet.

In Ergänzung zum Besuchszentrum werden nun im Zuge des zweiten Sonderinvestitionsprogramms die Unteren Roten Kammern und die Marquis d’ Argens-Wohnung zur Verbesserung der Empfangssituation im Neuen Palais und seines Schlosstheaters denkmalgerecht umgebaut. Hier kommen künftig alle Nebennutzungen des öffentlichen Besuchsverkehrs wie Info-Point, Ausgabe von Gruppenführungssystemen, Schließfächer, Garderobe, Catering-Anrichte, barrierefreie Gäste-WCs und ein Aufzug zur barrierefreien Erschließung sowohl der Museumsfläche im 1. Obergeschoss als auch des Schlosstheaters unter. Um die hochwertigen friderizianischen und kaiserzeitlichen Raumoberflächen aus bemalten und vergoldeten Holzoberflächen, textilen Bespannungen, Parkettböden, Marmorböden und Stuckmarmor für die neue Nutzung zu ertüchtigen, werden weite Bereiche konserviert. Zudem sind drei Räume durch den holzzerstörenden Pilz (Echter Hausschwamm) befallen, der aufwendig entfernt werden muss.

Im Rahmen des Projekts werden auch die Personalbereiche für die Aufsichten, Schlossführerinnen und -führer, Reinigungskräfte und Hausmeister in den nördlichen Hofdamenflügel umziehen, der für diese Nutzung denkmalgerecht modernisiert wird.

Der Baubeginn erfolgte im Juli 2024 mit vorbereitenden Sondierungen im Gründungsbereich des künftigen Aufzugs. Für die Bauzeit wird das Schlosstheater zwischen 2025 und Sommer 2027 geschlossen. Die Gesamtkosten der Maßnahme sind mit 8,47 Millionen Euro zu beziffern.

Das Sonderinvestitionsprogramm (Masterplan)

Mit dem Sonderinvestitionsprogramm 2 für die preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2, Masterplan) retten der Bund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie die Länder Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro (50 Prozent) bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro (33 Prozent) und das Land Berlin 69 Millionen Euro (17 Prozent).

Ihre Ansprechpersonen vor Ort:

  • Kai Schlegel, Ständiger Vertreter des Generaldirektors, SPSG
  • Dr. Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg
  • Ayhan Ayrilmaz, Abteilung Architektur, Direktor, SPSG
  • Christopher Matz, Abteilung Architektur, Projektleitung Neugestaltung Empfangsbereich, SPSG
  • Detlef Franck-Presberger, Abteilung Architektur, Projektleitung Dachsanierung (2. BA), SPSG
  • Roland Will, Abteilung Restaurierung, Restaurierungsplanung Skulpturen, SPSG